•  
    Leseliste
  •  
    Vogemerkt
  •  
    Rezension
  •  
    Gelesen
  •  
    Neu

Fortune, Dion

Mondmagie - Das Geheimnis der Seepriesterin


 
»Mondmagie - Das Geheimnis der Seepriesterin« von Fortune, Dion


Besprochen von:
 
Carsten Kuhr
Deine Wertung:
(3)

 
 
Ähnlich wie in DIE SEEPRIESTERIN dient Violet Mary Firth, alias Dion Fortune auch dieser Roman wiederum als Vehikel, ihr enormes esoterisches Wissen in unterhaltsamer und kurzweiliger Form dem Leser zu präsentieren.
Oberflächlich betrachtet erzählt uns Mondmagie die Geschichte eines zwar sehr erfolgreichen, aber innerlich einsamen, ja zerrissenen Neurologen. Bei seinen Studenten ebenso gefürchtet wie von seinen Patienten gilt er zurecht als die Kapazität auf dem Gebiet der Diagnose neurologischer Erkrankungen. Von seiner gelähmten Frau getrennt lebend, stürzt er sich im freiwilligen Zölibat lebend auf seine Forschung. Seine brüskierende Art, sein Mangel an gesellschaftlichen Umgangsformen und Takt lassen ihn innerlich vereinsamen. Da tritt eines Tages eine Unbekannte in sein Leben. Zusammen mit dieser, Lilith Le Fay gewinnt er Zugang zu dem in ihm schlummernden esoterischen Gaben. Als Opferpriester an der Seite der Isis-Verkörperung erkunden sie ihre vergangenen Leben und beschwören die Göttin.

Was als durchaus interessanter Bericht über einen sehr faszinierenden Charakter beginnt, das gleitet im Verlauf der Handlung immer mehr ab in esoterische Sphären. In den Kapiteln, in denen sich die Autorin auf die Beschreibung des Lebens unseres Protagonisten konzentriert, wusste sie mich, ähnlich wie in DIE SEEPRIESTERIN zu fesseln. Mit einfühlsamen Schilderungen offeriert sie uns einen zunächst sehr einsamen, mit sich selbst im Unreinen befindlichen Menschen. Er negiert seine natürlichen Bedürfnisse, ist innerlich verbittert und voller Selbstverachtung. Als dann Lilith in sein Leben tritt beobachten wir eine erstaunliche Wandlung. Nachvollziehbar und glaubhaft berichtet uns die Autorin von seinem Aufbruch in eine glücklichere Zukunft. In einer Zeit, ais das Thema Sexualität tabuisiert wurde verfasste eine Frau (!) einen Roman der erotische Anspielungen mit dem Propagieren eines Naturgötterglaubens vereint. Ein Wunder, dass die Autorin überhaupt einen Verlag für ihr Buch fand.
Neben dieser sehr gelungenen Geschichte aber bietet das Buch auch immer wieder eingeschobene Absätze voll esoterischen Gedankenguts. Wer sich hierfür interessiert, der kann hier vieles zwischen den Zeilen herauslesen, für mich selbst waren diese Passagen eher ermüdend. Verglichen mit dem zeitlich direkt vor diesem Band spielenden Roman DIE SEEPRIESTERIN bot dieses Werk zwar wiederum sehr gelungene Charakterschilderungen der Protagonisten und die anheimelnde Atmosphäre einer intakten Welt der Begüterten in der Zeit vor dem I. Weltkrieg, aber auch immer wieder die für Uneingeweihte und an Esoterik nicht interessierte Leser ermüdende Einschübe der entsprechenden Erläuterungen der Autorin.
 


Mehr Rezensionen von Carsten Kuhr