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John Christopher

Tripods. Die dreibeinigen Herrscher: Die komplette Saga


 
»Tripods. Die dreibeinigen Herrscher: Die komplette Saga« von John Christopher


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(4)

 
 
Das erste Zusammentreffen zwischen Menschen und Tripods verläuft für die außerirdischen Invasoren alles andere als zufriedenstellend. Nachdem die Tripods erkennen müssen das sie der irdischen Waffentechnik nichts vergleichbares entgegenzusetzen haben, verfallen sie auf eine wesentlich subtilere und heimtückischere Methode um den Planeten Erde in ihren Griff zu bekommen – nämlich per Gedankenkontrolle.

Jahrhunderte später (John Christopher hält sich, was Zeitangaben betrifft, sehr bedeckt) macht sich der englische Jugendliche Will Richtung europäisches Festland auf, um seiner Weihe zu entgehen. Bei dieser Weihe, wird allen Menschen ab dem vierzehnten Lebensjahr, eine Art Kappe in und auf den Schädel operiert, durch die sie von den außerirdischen Tripods mental kontrolliert werden können. Durch Zufall erfährt Will von einer letzten Bastion freier Menschen irgendwo in den Alpen. Auf seinem gefahrvollen Weg dorthin schließen sich ihm die ebenfalls noch nicht geweihten Jugendlichen Henry und Bohnenstange an. Auch sie möchten ihrem Schicksal entgehen.

Nachdem man Kontakt mit den freien Menschen aufgenommen hat, werden Pläne geschmiedet um die Herrschaft der Tripods zu brechen. Die Chancen stehen nicht schlecht. Um aber mehr über die Außerirdischen zu erfahren, muss erst eines ihrer Hauptquartiere auf der Erde infiltriert werden. Diese Aufgabe fällt Will und einem weiteren Jugendlichen namens Fritz zu. In dem Hauptquartier der Tripods angekommen, erfahren sie, dass sich bereits eine zweite Flotte der Außerirdischen auf dem Weg zur Erde befindet. Diese zweite Flotte hat die Aufgabe, die Atmosphäre der Erde so zu verändern, dass sie von den Tripods geatmet werden kann, was unweigerlich den Tod aller Menschen zur Folge hätte, da diese für sie tödlich wäre.

Für Will und Fritz stellt sich nun die bange Frage, ob es die letzten freien Menschen in der noch verbliebenen Zeit schaffen können die Tripods zu besiegen. Oder ist der Untergang der Menschheit schon besiegelt?

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Vor rund 49 Jahren schuf der Engländer John Christoper seine ursprüngliche Tripod Trilogie, welche er dann, rund 21 Jahre später, um einen Band erweiterte – der Vorgeschichte. Geschrieben wurde die Reihe für jugendliche Leser, was man nicht nur an der Auswahl der Protagonisten erkennen kann, sondern auch an der Art und Weise wie die Reihe geschrieben wurde. Christoper hält sich nicht mit technischen Beschreibungen oder einer, einen jugendlichen Leser überfordernden Geschichte auf. Die Handlung ist einfach, übersichtlich und nicht allzu kompliziert. Eben halt der Zielgruppe angepasst, was aber nicht abwertend gemeint sein soll.

Etwas schade ist es, dass sich Christopher in allen vier Büchern mit Zeitangaben zurückhält. Immer wieder treffen Will und seine Freunde auf menschliche Artefakte vergessener Zeiten. Aus ihnen geht hervor, dass sich die Menschheit zur Zeit der Invasion auf einem durchaus hohen kulturellen und technischen Niveau befunden haben muss, dann aber quasi in mittelalterliche Zeiten zurückgefallen ist. Großartige Technik steht Will und seinen Zeitgenossen daher nicht mehr zur Verfügung. Sie leben in kleineren Orten unter teilweise primitiven Bedingungen und hören mit Staunen, dass es früher große Städte mit Tausenden oder sogar Millionen Menschen darin gegeben haben soll. Oftmals werden auch Überreste von Schienen gefunden, mit denen die Menschen aber nichts mehr anzufangen wissen, da ihnen Begriffe wie Eisenbahn oder Lokomotive nicht mehr geläufig sind.

Erst durch die Vorgeschichte wird etwas Licht ins Dunkel gebracht. Durch sie erfährt man, dass die Invasion der Tripods wohl in den achtziger Jahren stattgefunden haben muss. Auch der Ablauf der Eroberung wird endlich beschrieben, denn dieser ist in der eigentlichen Trilogie nie erwähnt worden. Das die Berieselung durch leichte TV Unterhaltung so seine Tücken haben kann, wissen wir ja bereits. Wie die Tripods jedoch den täglichen Fernsehkonsum der Menschen für ihre Zwecke einsetzen, ist wirklich genial. Ich habe schon seit langem die Vermutung, dass Serien wie Dschungelcamp, DSDSS oder Germanys next Topmodel die Vorstufe der nächsten außerirdischen Invasion sind, die darauf abzielt, die Menschheit zuerst total zu verblöden um sie dann zu übernehmen. Niemand kann mir erzählen, dass Leute wie Dieter Bohlen oder Heidi Klum nicht bereits die nächsten außerirdischen Vorboten einer menschenverachtenden Invasionsarmee aus dem All sind.

Die Erlebnisse von Will und seinen Freunden sind in erster Linie abenteuerlicher Natur und haben oftmals in manchen Passagen nicht viel mit SF am Hut. Tom Sawyer und Huckleberry Finn dürften in etwa ähnliches erlebt haben. Man darf allerdings auch nicht vergessen, wann diese Bücher geschrieben wurden und für wen. An manchen Stellen wirken sie durchaus antiquiert. Das große Staunen, etwa wenn Will und Fritz in die Stadt der Außerirdischen eindringen, bleibt ein bisschen für mich außen vor. Alles ist einfach und übersichtlich gehalten und, das kommt noch hinzu, die Lebensart der Tripods wird zu sehr vermenschlicht dargestellt. Es fehlt einfach das "außerirdische Flair", sieht man von der höheren Schwerkraft und der fremden Atmosphäre in der Kuppel mal ab.

Eine tiefere Charakterzeichnung gestattet sich Christopher hauptsächlich bei Will, aus dessen Sicht die Geschichte in der Ich-Form erzählt wird. Selbst seine beiden Freunde Henry und Bohnenstange und mit Abstrichen Fritz, bleiben mehr oder weniger recht oberflächlich. In der Regel erfährt man auch nur die Vornamen der handelnden Personen, und die lesen sich wie ein Auszug aus der Kategorie –Die beliebtesten männlichen Vornamen des Jahres 1967-. Da auch die Orte, die Länder und die Umgebungen in der Geschichte, vieles spielt in Deutschland, nicht genannt werden, kann man zumindest mitraten und versuchen, aus der Beschreibung heraus den Handlungsort zu erkennen. Manchmal ist das sogar recht witzig.

Aber genug der negativen Kritik! Es kommt sicherlich nicht von ungefähr, dass die Trilogie über all die Zeit so beliebt gewesen ist und sogar schon als TV Serie verfilmt wurde. Die Bücher sind trotz (oder wegen) ihrer Einfachheit und Geradlinigkeit sehr angenehm zu lesen und bisweilen durchaus spannend und sehr unterhaltsam. Halt Abenteuer- und SF-Literatur der angenehmeren Art. Genauso wie es auf der menschlichen Seite nicht nur Gute, sondern auch richtige Stinkstiefel gibt, sind auch die Invasoren nicht durchgehend böse. Wills Meister in der außerirdischen Stadt unter der Kuppel ist solch eine Ausnahme, auch wenn der den Gang der Dinge nicht aufhalten kann.

Fazit
Tripods – Die dreibeinigen Herrscher ist eine abenteuerliche Geschichte für junge und junggebliebene Leser. Zwar leicht Kost, dafür aber sehr unterhaltsam und kurzweilig. Auch wenn die Vorgeschichte Die Ankunft der dreibeinigen Monster (im Buch als Band 0 aufgeführt) als letzte Geschichte im Buch steht, kann man sie aber durchaus als erstes lesen. Es ist aber kein muss, da diese Geschichte mit der Trilogie nur „lose“ verbunden ist, mehrere Jahrhunderte vorher spielt und auch die Hauptcharaktere nicht identisch sind. Mir haben die vier Bücher auf jeden Fall gut gefallen und ich kann sie nur jedem interessierten Leser empfehlen.
 


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