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Steven Erikson

Das Spiel der Götter 5
Der Tag des Sehers

  • Autor:Steven Erikson
  • Titel: Der Tag des Sehers
  • Serie:Das Spiel der Götter 5
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Blanvalet Taschenbuch Verlag
  • Datum:21 Juli 2014
  • Preis:9,99 EUR

 
»Der Tag des Sehers« (Das Spiel der Götter 5) von Steven Erikson


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(5)

 
 
Während auf der einen Seite des Kontinents die Kette der Hunde , angeführt von Hohefaust Coltaine, Richtung Aren zieht, tobt auf der anderen Seite des Landes der Kampf um die Stadt Capustan. Diese wird von einem gewaltigen Heer belagert. Grantl, Stonney und Buke, sowie die beiden Barghast Hetan und Cafal sitzen in der Stadt fest. Das Heer von Caladan Bruth und Dujek Einarm ist noch fünf Wochen entfernt, so dass die Verteidiger der Stadt auf sich alleine gestellt sind, doch sie wissen, dass sie der Belagerung niemals fünf Wochen stand halten können. Die grauen Schwerter verschaffen den Bewohnern etwas Zeit, in die Tunnel unter der Stadt zu flüchten. Dann beginnen sie einen Grabenkampf um jeden Zentimeter der Stadt. Der Preis auf beiden Seiten ist hoch, die Grenzen dessen, was gut und böse ist, verschwimmen. Jede Partei ist zu grausamen Gemetzel fähig, ohne Barmherzigkeit oder Gnade

Lady Missgunst, der T'lann Imass und die drei Seguleh begeben sich auf die Suche nach Toc dem Jüngeren. Lady Missgunst ist zornig und einer zornigen Göttin sollte man aus dem Weg gehen. Einzelne Fäden laufen hier zusammen und bereiten für Toc ein Schicksal vor, dass ihn zu einem weiteren Hauptakteur im Spiel der Götter aufsteigen lässt.

Der schnelle Ben kämpft in anderen Sphären und sein Gegner ist niemand anderes als der verkrüppelte Gott. Dabei erfährt Ben, wer die Gewirre erschaffen hat und welche Möglichkeiten sie noch bieten. Niemand weiß, dass der Magier über mehrere Gewirre gleichzeitig gebieten kann, was ihn zu einem der mächtigsten Zauberer auf dem Kontinent macht. Doch alle seine Magie nützt ihm nicht, als er vor den Toren der Stadt Kollar steht und mit ansehen muss, wie die Götter die Karten einmal mehr neu mischen.

Nachdem sich die Verteidiger der Stadt Capustan und Caladan Bruth sowie Dujek Einarm getroffen haben, macht sich das Heer auf, um den Pannionischen Seher zu vernichten. Doch Kallor, einer der Berater von Calladan Bruth sät Misstrauen unter den Verbündeten, so dass Dujek Einarm mit seinen Brückenverbrennern mit einigen kleinen Teiles des Heeres plötzlich alleine vor der Toren der Stadt steht. Anomander Rake und seine fliegende Festung sind verschollen, die erhoffte Hilfe bleibt aus.

Kommentar:
Seltsame Freundschaften entstehen in der von Krieg zerrissenen Welt. Tiefes Vertrauen und sogar Liebe erblühen an den merkwürdigsten Orten. Itkovian, ehemaliger Schild Amboss des Gottes Fener, ist eine der tragischen Figuren dieses Bandes. Belastet mit der Schuld und dem Kummer tausender Seelen, hat niemanden mehr, an den er sich wenden kann. Doch er ist nur einer der vielen beeindruckenden Protagonisten. Arthantos, Tippa und Blent, Grantl und Stonney, jede noch so kleine Nebenfigur ist wunderbar ausgearbeitet, der Autor würzt alles mit liebevollen Details. Bis hin zu den beiden Seesoldatinnen, deren Namen der Leser nie erfährt, die aber nichtsdestotrotz das Ihrige dazu beitragen dieses Buch zu etwas besonderem zu machen.

Während man in Band drei weiß, für wen man als Leser Partei ergreift und von der Ehre und dem Mut der Männer beeindruckt ist, verschwimmen hier die Grenzen zwischen Gut und Böse einmal mehr. Jeder hält seine Sichtweise, seine Gründe für die einzig wahren, auf beiden Seiten werden die Kämpfe zu Gemetzeln, alle positiven Gefühle sind eliminiert. Die Tenascrowi sind nur von Hunger getriebene, hirnlose Kreaturen, mit denen man, trotz ihrer Grausamkeit, fast Mitleid haben muss. Die Verteidiger der Stadt stehen den Belagerern an Grausamkeit kaum nach. Die Beschreibung der Gemetzel, der Berge von Leichen und der sinnlosen Grausamkeiten einsetzen und verstören den Leser. Der Verstand weigert sich, das Grauen zu erfassen, jeder weitere Tote ist ein Toter zu viel. Doch jeder in und außerhalb der Stadt nimmt sein Schicksal an und erfüllt die Rolle, die ihm von den lachenden Göttern zugeteilt wird. Jemand wie Grantl eher widerwillig, Itkovian Schicksal ergeben und Hauptmann Paran eher zornig.

Auch dieser Band ist wieder sehr vielschichtig. Der Autor geht wieder kompromisslos seinen Weg ohne Rücksicht auf die Gefühle der Leser zu nehmen. man ist beeindruckt von der Vielschichtigkeit der Handlungstränge und von dem Ideenreichtum. Dabei konzentriert sich der Autor nicht nur auf die Hauptfiguren wie Dujek, Elster oder Anomander Rake, auch die Nebenfiguren spielen oft eine tragische Rolle und ebnen den Hauptakteuren erst den Weg zu ihrem Schicksal.

Die Brückenverbrenner waren in allen bisherigen Bänden bisher meine Lieblinge, das eiserne Band der Freundschaft und ihre Art, sich jeder Autorität zu widersetzen, beeindrucken den Leser einmal mehr. Diesmal gesellen sich Motts Irreguläre dazu und bringen teilweise eine heitere Note in die Geschichte. Ebenso wie die Männer fressende Hetan oder der unvergleichliche Kruppe, in dem Hetan ihren Meister findet. Kruppes Existenz bleibt auch in diesem Band ein Geheimnis, doch der Leser ahnt, dass hinter dieser Witzfigur mehr steckt, als selbst die Götter vermuten.

Wieder einmal ist es Steven Erikson gelungen, den Leser zu fesseln und zu beeindrucken. Wenn man als Leser für erfundene Figuren wie Elster oder Itkovian solche Gefühle entwickelt, beherrscht der Autor sein Handwerk. Er schafft es, dass man die Welt um sich herum vergisst und tief in das Geschehen eintaucht.

Im Gegensatz zu der alten Ausgabe sind die Cover diesmal Schlicht gehalten und schön aufeinander abgestimmt. Sie bestechen durch die Auswahl der einfachen, stillen Farben und der dezenten Motive. Mir gefällt diese Ausgabe besser als die plakativen Motive der Erstausgabe. Blanvalet hat sich wirklich Mühe gegeben, die Neuauflage schöner zu gestalten. Weniger ist in diesem Fall wirklich mehr.

Fazit: Was soll man da noch sagen, was nicht schon nach Band eins bis vier gschrieben wurde. Man kann sich nur wiederholen. Genial. Nichts für Fans der Schlichtheit eines Wolfgang Hohlbeins. Nur etwas für Leser, die eine wirkliche Herausforderung lieben und sich ihr stellen.



 


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