•  
    Leseliste
  •  
    Vogemerkt
  •  
    Rezension
  •  
    Gelesen
  •  
    Neu

Stover, Matthew Woodring

Schicksal-Zyklus 2
Mond über Jericho

  • Autor:Stover, Matthew Woodring
  • Titel: Mond über Jericho
  • Serie:Schicksal-Zyklus 2
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:00 -
  • Preis:0.00 EUR

 
»Mond über Jericho« (Schicksal-Zyklus 2) von Stover, Matthew Woodring


Besprochen von:
 
Carsten Kuhr
Deine Wertung:
(2.5)

 
 
Vor ein paar Monaten erschien unter dem Titel EISERNE DÄMMERUNG der erste Band mit Abenteuern um ein Triumvirat von Abenteurern. Angeführt von einer Frau, Piktin von Geburt, retteten sie die Hafenstadt Tyros vor den schwarzmagischen Angriffen eines Ägypters.
Dieses Mal wendet sich der Schicksals-Zyklus - wer sich nur diesen unmöglichen Namen ausgedacht hat? -einem alttestamentarischen Handlungsort zu.
Wir erinnern uns, Mose führte die Stämme Israels aus dem ägyptischen Reich in die Freiheit Palästinas. Die Stadt Jericho wurde von den Jüngern Jahwe´s bis auf die Grundmauern geschleift, kein Bewohner überlebte dieses Massaker. Nun befiehlt der einzige, unversöhnliche Gott seinem Volk Jebus anzugreifen, und die dort lebende Bevölkerung zu vernichten. Auslöser dieses Befehls war die erfolgreiche Flucht des Prinzen von Jebus aus der Gefangenschaft eines der israelitischen Stämme, ohne dass das geforderte Lösegeld bezahlt wurde. Wir ahnen es, Barra und ihre beiden Helfer stecken hinter der Befreiung. Was eigentlich nur als simpler Auftrag der Freisetzung eines Gefangenen begann, entwickelt sich immer mehr zu einer Auseinandersetzung von Göttern, und deren Auserwählten. Jahwe, der Gott des alten Testaments, ist ein unbequemer, ja ungeliebter Gott. Nicht Zuneigung oder Dankbarkeit hält sein Volk in seinem Bann, die Furcht vor seinen göttlichen Strafgerichten zwingt die Völker Israels zu ihrem Glauben. Dem gegenüber stehen die altbekannten männlichen und weiblichen Gottheiten. Und mittendrin unsere Barra, die den wahnwitzigen Plan hat, den viertel Millionen lsraelitenkriegern ihre Bundeslade zu entwenden...

Man könnte diese Unterart der Fantasy unter dem Signet History-Fantasy zusammenfassen. 700 Seiten prall gefüllt mit Kämpfen, Intrigen und Abenteuern erwarten den Leser. Das alles angereichert mit dem zugrundeliegenden Kampf der antiken Götter gegen den neuen, einen Gott Jahwe birgt für Spannung und Faszination.
Allerdings ist der gebotene Stoff wahrlich nichts für Menschen mit schwachen Magen. Da wird munter drauflosgeschlagen und gesäbelt, da quellen Eingeweide aus aufgeschnittenen Bäuchen, entleeren sich Gedärme im Todeskampf. Unappetitlich, aber realitätsnah.
Was mich nicht unbedingt bibelfesten Leser nun überrascht hat, ist die Beschreibung des Gottes Jahwe, unseren lieben Gottes, und dessen Verhaltensweise gegenüber seinen Anhängern. Wir erfahren von einem gepeinigten Mose, einem eingeschüchterten Josua. Wir begegnen einem Gott, der seine Anbeter unter einer grausamen Knute zwingt. Er überschüttet sie, und nicht etwa nur deren Gegner mit Plagen, wahllos richtet er, Schuldige wie Unschuldige, und errichtet so ein wahres Horrorregime. Das geht weit über „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ hinaus, da werden ganze Stämme gnadenlos abgestraft, wenn sich Einzelne anderen, umgänglicheren und barmherzigeren Göttern zuwenden wollen.
Durch die Augen einer intelligenten, emanzipierten irischen Kriegerin - auch so etwas gab es, wenn auch selten, in der Antike - wirft der Autor erneut ein faszinierendes Licht auf die damalige Welt. Dass er beim Kampf eines Mannes gegen einen Gott ein wenig unglaubwürdig wird, mag man ihm verzeihen. Zu plastisch präsentieren sich uns seine Figuren, zu spannend verfolgen wir mit, wie Barra und ihre Freunde dem Schicksal erneut ein Schnippchen schlagen.
 


Mehr Rezensionen von Carsten Kuhr