•  
    Leseliste
  •  
    Vogemerkt
  •  
    Rezension
  •  
    Gelesen
  •  
    Neu

Zen Cho

Die Magier Seiner Majestät: Roman


 
»Die Magier Seiner Majestät: Roman« von Zen Cho


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(3)

 
 
Da der Königliche Magier der Sozietät Widernatürlicher Philosophen, Sir Stephen Wythe, in dem jungen Sklaven Zacharias ein hohes magisches Potential vermutet, kauft er ihn kurzerhand seinem Besitzer ab und adoptiert ihn an Kindes statt. Er unterrichtet ihn in magischen Dingen und bildet ihn zu seinem Nachfolger aus. Sehr zum Ärger seiner magischen Kollegen, die einen schwarzen Ex-Sklaven nicht in ihrer Sozietät haben wollen. Als Sir Stephen stirbt und Zacharias seine Stelle einnimmt, beginnt ein magisches und zugleich tödliches Intrigenspiel.

Zacharias muss sich neben dem Ärger mit seinen Kollegen noch einem anderen Problem widmen. Die Magie innerhalb Großbritanniens, die das Land aus dem Feenreich bezieht, wird an der magischen Grenze aufgehalten und kann nur noch „tröpfchenweise“ einfließen. Ein großes Problem für das Königreich und für Zachrias, geben ihm die Mitglieder der Sozietät doch mehr oder weniger die Schuld daran.

Bei einem Besuch in einer Mädchenschule, in der den magisch begabten Elevinnen der Umgang mit Magie abgewöhnt werden soll (Magie ist nur etwas für Männer, Frauen dürfen sie offiziell nicht ausüben), lernt er die magisch begabte Prunella Gentleman kennen. Sie arbeitet dort als Hausmädchen und strebt danach mehr aus ihrem Leben zu machen.

Gleichsam hütet sie ein Geheimnis: Sie ist im Besitz von sieben Eiern, aus denen, wenn sie ausgebrütet werden, machtvolle magische Gefährten entstehen. Noch nie in der Geschichte Großbritanniens, lag so viel Macht in der Hand eines einzelnen Menschen, wie jetzt bei Prunella. Zusammen mit Zacharias, der nicht einsehen kann warum Frauen die Ausübung von Magie verboten ist, verläßt sie die Mädchenschule um von ihm in England unterrichtet zu werden – und setzt damit eine Reihe turbulenter Ereignisse in Gang.

---

Im Alter von 29 Jahren schrieb die aus Malaysia stammende, und in Cambridge studierte Rechtsanwältin Zen Cho, das vorliegende Buch. Eine interessante Kombination, erwartet man doch von Anwälten eine eher bodenstämmige, nüchterne und an Fakten orientierte Denkweise. Das es auch anders geht, hat die Autorin mit Die Magier seiner Majestät (OT: Sorcerer to the crown) nachdrücklich bewiesen. Es wimmelt in dem Buch geradezu von phantastischen und magischen Gestalten. Das uns hinreichend bekannte England grenzt an das Feenland, aus dem es seine Magie bezieht und das nur über Portale an bestimmten Orten erreicht werden kann.

Man merkt dem Buch förmlich an, wieviel Spaß es Zen Cho bereitet haben muss es zu schreiben. Es ist geradezu durchsetzt von schrullligen und liebenswerten Charakteren, angefangen mit dem teilweise völlig überspitzt dargestellten Engergiebündel Prunella Gentleman und dem sich sorgenden und bedacht agierenden Zacharias Wythe. Wäre das Buch ein Hund, könnte man mit Fug und Recht von ihm behaupten: Der beißt nicht, der will nur spielen

Aber gerade dieses –nicht beißen, nur spielen wollen-, ist auch ein großer Schwach- und Kritikpunkt, denn dem Buch mangelt es leider an einem: An Spannung. Viel zu oft ist die Handlung seicht und zu verspielt und darum die Spannungskurve flach und gleichbleibend niedrig. Kleine Spannungsspitzen, wie etwa die magischen Angriffe auf Zacharias, werden gleich wieder abgewürgt. Es ist bereits vorbei, ehe es richtig begonnen hat.

Auffallend sind auch die vielen Handlungsebenen: Die undurchdringlich gewordene Grenze zum Feenland mit dem einhergehenden Magieverlust Großbritanniens, die Auseinandersetzung mit den Frauen aus Janda Baik, Zacharias’ Konflikt mit seinen Magierkollegen, der Bruch mit dem Tabu das Frauen keine Magie wirken dürfen, das noch nicht geklärte Schicksal von Sir Stephen und seinem Vertrauten Leofric, die Attentate auf Zacharias ... alles wird angerissen, vieles hängt miteinander zusammen, aber im Grunde genommen, wird alles nur sehr oberflächlich abgehandelt.

Wichtige Themenkomplexe wie Emanzipation, Fremdenfeindlichkeit oder der, seit den Präsidentschaftswahlen in Amerika, so oft gebrauchte Begriff -Establishment-, spielen eine immer wiederkehrende Rolle. Man wird das Gefühl nicht los, dass Zen Cho zwar ein durchaus ambitioniertes Buch schreiben wollte, dabei aber leider vergessen hat sich mit den Dingen wirklich auseinander zu setzen. Vielleicht interpretiere ich aber auch nur zu viel in das Buch hinein.

Die Sprache wirkt beizeiten etwas antiquiert, mit heute nicht mehr oft verwendeten Formulierungen. Die Leute bestehen nicht auf etwas, sondern sie insistieren, man mordert nicht, sondern man meuchelt, und eine Couch wir zu einem Ottomanen. Alle Beteiligten sprechen oftmals so, wie es wohl im achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert üblich gewesen ist. Möglicherweise ist es etwas gewöhnungsbedürftig, hat mir aber dennoch gut gefallen. Auch die schöne Übersetzung von Julia Becker trägt ihren Teil dazu bei, das Werk abzurunden.

Interessant wäre es noch zu erfahren, ob, oder in wie weit, Zen Cho in dem Buch möglicherweise ihre eigenen Erfahrungen auf Zacharias übertragen hat. Das Thema Rassenzugehörigkeit / Hautfarbe ist ein ziemlich wichtiger Punkt, der immer wieder aufgeworfen wird. Auch Prunella ist nicht von „rein englischem Blut“, sondern ein Mischling. Da Frau Cho malaysischer Abstammung ist und an einer englischen Eliteuniversität studiert hat, dürften ihr Voruteile hinsichtlich Aussehen und Abstammung, möglicherweise nicht fremd sein. Sie hat also einiges mit ihren beiden Hauptcharakteren gemein, insbesondere mit Prunella.

Fazit
Die Magier seiner Majestät ist eine wirklich nette, aber gleichzeitig auch harm- und zahnlose Fantasygeschichte. Mit viel Enthusiasmus geschrieben, augenzwinkernd und humorvoll, gegen Ende hin (Kampf mit der Meerjungfrau) jedoch recht albern und überdreht. Gut vorstellbar, dass die Autorin Zen Cho in weiteren Büchern den (gemeinsamen) Lebensweg von Prunella und Zacharias wieder aufgreifen wird. Dann aber hoffentlich mit etwas mehr Spannung. Mir hat’s dennoch ganz gut gefallen.
 


Mehr Rezensionen von Detlef V.