Andrej Djakow METRO 2033
Die Reise in die Dunkelheit
Buchlisten
»Die Reise in die Dunkelheit« (METRO 2033) von Andrej Djakow
Neues Ungemach im Metro 2033 Universum. Die Insel Moschtschny wurde durch einen Atomschlag vernichtet. Die wenigen Überlebenden die sich nicht auf der Insel, sondern an Bord des Schiffes Babylon befanden, nun heimatlos und ohne Familie, wollen Rache. Sie stellen den Bewohnern der Metro, denn sie vermuten das nur von dort die Bombe gekommen sein kann, ein Ultimatum. Entweder man liefert ihnen die oder den Schuldigen aus oder man pumpt Giftgas in die unterirdischen Tunneln der Metro, was den Tod aller Bewohner zur Folge hätte. Der Stalker Taran wird von allen Parteien der Metro einstimmig damit beauftragt, sich auf die Suche nach den Übeltätern zu begeben. Doch bevor Taran seinen Auftrag ausführen kann wird sein Stiefsohn Gleb von Unbekannten entführt. Auf der Suche nach Gleb hofft Taran auch die Hintermänner des Attentats zu finden.
---
Mal wieder ein neues Endzeitdrama aus dem Metro 2033 Universum, welches im Sog der literarischen “Russenschwemme” nach Deutschland schwappte und die ihren Ursprung auf die früheren Werken von Dmitry Glukhovsky und Sergej Lukianenkos Wächter Reihe zurückführen kann.
Die Bücher selber bieten nichts wirklich neues oder gar innovatives. Es sind die alten aufgewärmten Storys die wir schon zur Genüge aus den 50er und 60er Jahren kennen und lieben (oder auch nicht). Geschrieben zu einer Zeit, in der der Kalte Krieg tobte und man sich immer irgendwie auf dem Sprung in den nächstgelegenen Atombunker oder unter den nächsten Tisch befand. Was lag also näher als Geschichten zu schreiben die nach einem Atomkrieg spielten und vom Überleben in einer postatomaren Welt handelten? Im vorliegenden Buch ist die Geschichte nun ausnahmsweise mal mal nicht in den Bergen Dakotas oder in den Ruinen von Washington angesiedelt, sondern an solch exotischen Orten wie der Metro im alten Mütterchen Russland.
Ist das nun gut oder schlecht? Nun, es ist zumindest mal etwas anderes und vor allen Dingen gewöhnungsbedürftig. Die Namen der Orte und der Charaktere klingen für mich, der in Westdeutschland geboren wurde, fremd und unaussprechlich. Mit Buchstabenkombinationen die mir bisher fremd waren und die ich auch ehrlich gesagt gar nicht kennenlernen wollte. Da ich jedoch auf postatomare Endzeitthriller stehe, komme ich auch um diese Reihe nicht herum und mir ist dabei auch völlig wurst ob sie nun neu und innovativ oder alt und bekannt ist. Sie ist auf jeden Fall unterhaltsam und was will man mehr.
Die Hoffnungslosigkeit entströmt dem Buch aus allen Seiten. Das Land ist verseucht und von Mutanten bevölkert, die Überlebenden vegetieren in Dunkelheit, Armut und unter der Erde vor sich hin. Lebenswert ist etwas anderes. Man hat sich, soweit wie möglich, mit den Gegebenheiten abgefunden und das Beste daraus gemacht. Dennoch nimmt die Zahl der Überlebenden ab und der totale Niedergang ist bereits jetzt abzusehen. In dieses ohnehin schon hoffnungslose Szenario erfolgt für die Überlebenden der nächste Tiefschlag - die völlige Auslöschung der Insel Moschtschny.
Wer ist der Täter, wer dafür verantwortlich? Ein Einzelkämpfer, der niemandem verpflichtet ist und somit die erste Wahl, wird ausgesandt die Schuldigen zu entlarven. Er bekommt eine Art Carte blanche in die Hand gedrückt und darf alle möglichen Orte aufsuchen die den Ermittlungen dienen ohne dafür belangt zu werden. Die Angst der Metrobewohner vor der Rache durch die Überlebenden auf der Babylon macht es möglich. Doch bevor Taran ermitteln kann wird sein Ziehsohn Gleb entführt. Ab da spaltet sich die Geschichte in zwei Teile. Der erste handelt von den Erlebnissen Glebs, der zufällig das Mädchen Aurora kennenlernt, der zweite Teil von der Suche Tarans nach Gleb.
Geschickterweise hängen beide Stränge eng zusammen und die Lösung des einen, bedingt die Lösung des anderen. Das war zwar abzusehen, sonst hätte die ganze Kostellation keinen Sinn gemacht, ist für mich aber doch eine Spur zu simpel und zu einfach gestrickt. Spätestens wenn man sich die Frage stellt, wer von den Metrobewohnern einen Grund haben könnte die Insel zu vernichten, muss man das Auftauschen von Aurora mit anderen Augen sehen. Das sie oder ihre Herkunft der Schlüssel sein könnte ist vorauszusehen. Ein weiterer Punkt der mich nicht überzeugt hat, ist die Geschichte des Vernichters. Seine Motivation und seine selbstauferlegte Aufgabe ist doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Mir scheint es, dass Djakow hier auf die Schnelle einen Bösewicht aus dem Hut zaubern wollte.
Positiv hevorzuheben ist, dass man einige Bekannte aus Djakows Vorgängerbuch Die Reise ins Licht wiedertrifft. Haupthandlungsort ist nach wie vor die Metro von St. Petersburg. Begrüßenswert das Djakow nicht in den Gefilden von Glukhovsky, der Metro von Moskau, gewildert, sondern ein eigenständiges Setting erschaffen hat. Das Buch liest sich, trotz der vielen russischen Begriffe, sehr gut und angenehm. Action wird gepaart mit Beschreibungen des Lebens unter der Erde. Das ist abwechslungsreich und läßt auch so gut wie keine Langeweile aufkommen. Die Charaktere sind zwar nicht besonders tiefgründig, aber durchaus interessant. Sie haben alle irgendwo eine Leiche im Keller liegen und man kann sie daher auch nicht in Schubladen einordnen.
Abschließend bleibt die Hoffnung, dass der Aufruf von Dmitry Glukhovsky, im Vorwort des Buches, Gehör findet und sich weitere internationale Schriftsteller am Metro 2033 Universum beteiligen. Ein paar Geschichten von außerhalb Russlands finden sich bereits. Wäre doch mal nett, wenn Andreas Eschbach oder andere auch ein paar aus Deutschland beisteuern könnten. Immerhin besteht die U-Bahn Berlins auch aus fast 140 unterirdischen Bahnhöfen. Da muss sich doch irgendetwas raus machen lassen. Das vorliegende Buch jedenfalls ist ein spannender und unterhaltsamer Teil dieses Universums.