Ben Winters
Der letzte Polizist
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»Der letzte Polizist« von Ben Winters
Was würdest DU tun?
Der Asteroid 2011GV1, von allen Maia genannt, rast auf die Erde zu. Er wird einschlagen. Das steht fest. Und auch das Datum. Nur der Ort ist noch fraglich. Aber macht das bei einer Größe von 7km Durchmesser wirklich einen Unterschied? Ist nach dem Einschlag noch Leben auf der Erde möglich?
Mit dieser furchtbaren Wahrheit im Nacken müssen die Menschen klar kommen. Mitten unter ihnen der Polizist Henry Palace. Er ist einer der wenigen Menschen, die ihrer Arbeit noch nachgehen und für ein wenig Normalität sorgen. Eine Selbstmordwelle erschüttert die Welt im Angesicht des drohenden Untergangs. Doch ist jeder Selbstmord wirklich ein Selbstmord, oder kann es auch ein getarnter Mord sein? Dies will Detective Henry Palace herausfinden und gerät selbst ins Fadenkreuz.
Das Cover zeigt eine Großstadt. Die Sonne scheint sich rasend schnell auf sie zu zubewegen und sie zu verbrennen. Es wirkt auf mich trostlos, hoffnungslos. Zu Titel und Inhalt finde ich es sehr gut gewählt, da es beides sehr gut widerspiegelt.
Es ist schon ein komisches Gefühl, ein Buch zu lesen, bei dem das Ende feststeht. Nicht, wie die Geschichte ausgeht, sondern das Ende der Menschheit. Mit anschaulichen und berührenden Worten kreiert Ben Winters ein wahres Horror-Endzeit-Szenario, welches schlimmer nicht sein könnte. Die Erde geht unter. Der Zeitpunkt steht fest. Aber was macht man im Angesicht des drohenden Untergangs? Denn die Zeitspanne ist noch lange und das Leben muss weiter gehen. Es gibt Kranke, Unfälle, jeder hat Hunger und Durst, möchte sich anziehen, etwas erleben... Doch wenn keiner mehr seiner Arbeit nachgeht, bricht alles zusammen. Wie fragil die Welt ist, zeigt der Autor gekonnt und schockierend auf. Wenn nur ich meine Arbeit nicht mache, ok. Aber wenn alle so denken? Winters begibt sich auf ein sehr gewagtes Gedankenexperiment, dass mich nicht los ließ. Selbst in meine Träume begleitete mich die Vorstellung der Vernichtung, der Zerstörung.
Der letzte Polizist ist kein typischer Endzeitroman, sondern mehr eine Reise ins Ich. Der Autor hat sich eine Person ausgesucht und schildert hier dessen Lebensweg im Auge des Todes. Es gibt kein Was Wäre Wenn. Es gibt nur ein Jetzt. Entscheide dich, wie du sterben willst. Anhand seines Protagonisten Henry Palace versucht Winters, dieses Szenario seinen Lesern nahe zu bringen. Mich konnte er fesseln! Oft fragte ich mich, was für ein Mensch Palace geworden wäre, wenn Maia nicht auf die Erde zu rasen würde. Wäre er genauso zielstrebig? So aufrecht? Oder holt nur die drohende Katastrophe aus ihm das Beste heraus?
Während seinen Ermittlungen begegnet Palace unterschiedlichen Menschen. Nein, nicht die Menschen sind unterschiedlich, sondern wie sie mit Maia umgehen. Ben Winters verurteilt keinen. Viel mehr schildert er völlig wertlos, wie der eine den Kopf in den Sand steckt und der andere kämpft. Er sucht keine Ursachen, er verurteilt nicht.
Mein Fazit
Ein sehr bewegender Endzeit-Roman, der anders verläuft, als man vom Klapptext her vermuten würde.