Bernhard Hennen
Drachenelfen - Die Windgängerin
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»Drachenelfen - Die Windgängerin« von Bernhard Hennen
Nachdem drei Zwerge Hornbori, Nyr und Galar einen Drachen getötet haben, beschließen die Himmelsdrachen, den Frevel zu rächen – indem sie nicht nur die Drachentöter, sondern gleich die ganze Zwergenstadt untergehen lassen. Ihr Feueratem soll alles Leben in den Tunneln auslöschen. Die Drachenelfen, darunter Lyvianne und Bidayn, sollen sodann die letzten Überlebenden töten. Einige Tage vorher hat Nachtatem Nandalee in Gestalt eines Zwergs in die bedrohte Tiefe Stadt geschickt, damit sie die Mörder des Drachens ausfindig machen kann. Diese beginnt im Umgang mit den Zwergen an der Gerechtigkeit der Drachen zu zweifeln. Der Goldene schickt wiederum Gonvalon, damit er Nandalee aus dem Weg räumt.
Der Unsterbliche wird derweil von den Göttern gezwungen, in einen Krieg mit dem Unsterblichen Muwatta zu ziehen und somit das Leben Tausender zu riskieren. Muwatta reißt Shaya an sich, um die heilige Hochzeit mit ihr zu vollziehen und damit Artax zu demütigen. Artax ist ihm hoffnungslos unterlegen und muss sich auf eine Streitkraft an Bauern verlassen, während der Luwier erfahrene Krieger besitzt. So muss der ehemalige Bauer, der weiterhin von seinem Plagegeist Aaron gequält wird und nun der Unterhaltung der Götter dient, vor allem unkonventionelle Methoden anwenden.
Meinung
„Die Windgängerin“ ist der zweite von drei (?) Bänden der „Drachenelfen“ von Bernhard Hennen. Es geht weiter mit den Intrigen, Abenteuern, Liebesgeschichten und grausamen Göttern.
Der Verlag hat sich hier Mühe bei der Gestaltung gegeben: das aufklappbare Cover ist auf beiden Seiten auch eine Karte der Welt, und die letzten 39 Seiten bestehen aus Glossar, Personenliste mit Anmerkungen sowie einer Karte zur Schlacht von Kush. Richtig, fast 37 Seiten über die Figuren und Wesensarten dieser Welt. Vergessliche Menschen wie ich, bei denen die Lektüre von Band eins schon etwas her ist, brauchen nicht zu befürchten, dass sie völlig überfordert werden. Selbst wenn man die Ereignisse des Vorgängers nur dunkel in Erinnerung hat, wird man der Handlung folgen können. Ein Rückblick wäre nichtsdestotrotz wünschenswert gewesen.
Hennen weicht nicht von seiner Erzählweise ab, vielerlei Erzählperspektiven abzuwechseln und dadurch den Eindruck einer großen, komplexen Welt zu kreieren. Er bewegt sich nahe an der Grenze zur Überfrachtung, stellt die Dinge fast minutiös dar, statt auch mal zusammenzufassen, und erfindet Nebenhandlungen (wie die von Barnaba), deren Bedeutung für das Ganze eher gering ist.
Hennen gelingt es, eine spannende Geschichte mit einer Vielzahl von Figuren zu spinnen, ohne dass man den Überblick verliert.
Für mich liegt das große Manko der Geschichte in der Figurenzeichnung. Entweder sind sie das pure Böse, unschuldige Opfer oder so überspitzt gezeichnet (Zwerge, Elfen), dass sie wie eine Karikatur wirken. Viele Entscheidungen waren für mich kaum nachvollziehbar (Shayas Stoizismus, Gonvalons Schweigen nach dem Trug des Goldenen). So hat mich die Liebesgeschichte nicht berührt, Nandalee bleibt mir nach wie vor fremd, während Artax als Spielball der Götter immerhin Mitleid hervorruft. Die stärkste Emotion, die dieser Roman bei mir hervorrief, war wohl Wut. Wie oft habe ich in Gedanken geschrien: Was in drei Teufels Namen haben dir Frauen bloß angetan, Herr Hennen? Musst du sie permanent erniedrigen und misshandeln lassen? Auch mit Gewalt an Männern ist er nicht zimperlich und manchmal sehr ausführlich. Somit ist das Buch alles andere als jugendfrei.
Fazit
Für mich reicht auch dieser zweite Band nicht an die Elfen-Reihe heran. Beim Lesen kam ich vor, als würde ich das Drehbuch zu einer Soap-Opera lesen, da sich Schicksalsschläge nur so häufen und die Figuren nicht sehr facettenreich erscheinen. Auf der anderen Seite ist „Die Windgängerin“ spannend und bevölkert von vielfältigen Wesen, weshalb ich mir wohl den letzten Band nicht entgehen lassen werde.