"Die Seelenzauberin" ist der Nachfolgeband zu "Die Seelenjägerin" (Link zur Rezension:
Die Seelenjägerin)
und somit der Mittelteil von Celia Friedmans Magister-Trilogie.
Nach dem Showdown im ersten Band flüchtet sich Kamala schwerverletzt zu ihrem Lehrmeister Aethanus. Sie muss annehmen, dass ihr die Magister wegen ihres Verstoßes gegen das Magistergesetz bereits auf den Fersen sind. Daher bricht sie in eine Gegend auf, die von den Magistern um jeden Preis gemieden wird - in den Norden zum heiligen Zorn, der die Welt seit 1000 Jahren vor den geflügelten Monstern, den Seelenfressern, beschützt.
Den heiligen Hüter Rhys, der den Seelenfresser im Großkönigtum besiegt hat, führt eine Mission ebenfalls zum heiligen Zorn - da es einige Seelenfresser bis weit ins Landesinnere geschafft haben, muss es eine Stelle in der Barriere geben, die durchlässig geworden ist.
Währenddessen besteigt Salvator Aurelius, der ehemalige Büßermönch, den Thron des Großkönigtums. Er ist der älteste noch lebende Sohn von Danton und
Gwynofar und alle Hoffnungen der königlichen Familie ruhen auf ihm. Doch die Feinde und Verbündeten des verstorbenen Großkönigs halten ihn für einen schwachen Herrscher, weil er vier Jahre im Kloster verbrachte und für seine Aufgabe nicht ausgebildet wurde.
Kamala, Rhys, Gwynofar, Salvator - alle vier verbindet im Augenblick ein Ziel: Sie wollen herausfinden, wie die Seelenfresser nach einem Jahrtausend in ihre Welt zurückkehren konnten und wie sie gegen diese Bedrohung vorgehen können.
Die Motivationen der Protagonisten, warum ihnen das Wohl der Welt am Herzen liegt, könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Kamala aus reinem Eigennutz handelt, um aus der verfahrenen Situation im Konflikt mit den Magistern herauszukommen, handeln Rhys und seine Halbschwester Gwynofar aufgrund ihres Glaubens an die alten Götter und der Verpflichtung, die sie als
Lyr der Welt gegenüber haben. Gwynofars Sohn Salvator, der in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen ist, hält die alten Götter für Aberglauben, aber er will seine Stärke und Verlässlichkeit als neuer Großkönig unter Beweis stellen.
Nachdem Celia Friedman den ersten Band dazu genutzt hat, den Leser in diese düstere Welt voller Geheimnisse und Gefahren einzuführen, die Gesellschaft und die Gepflogenheiten vorzustellen, hat man in diesem Band das Gefühl, dass die Geschichte nun richtig in Fahrt kommt. Viele offene Fragen aus dem Vorgängerband werden beantwortet: Was ist der heilige Zorn? Wie genau konnten die Seelenfresser besiegt werden? Was ist die Macht/Magie der Lyr? Wie entstanden die Protektorate in den nördlichen Ländern?
Aber natürlich bleibt man am Ende mit mehr neuen offenen Fragen als Antworten zurück, so ist man jedenfalls sehr gespannt auf den abschließenden Band der Dark-Fantasy-Trilogie und hofft, dass er die hohen Erwartungen erfüllen wird.
Celia Friedman gelingt es wirklich ausgezeichnet, den Leser auch über ruhigere Passagen hinweg bei der Stange zu halten. Sie erzählt diese Geschichte so gelungen, dass ich richtig abtauchen konnte und aufgrund des Vorwissens aus dem ersten Band fühlte ich mich in Kamalas Welt auf Anhieb wieder heimisch. Daher würde ich auch nicht empfehlen, "Die Seelenzauberin" als in sich abgeschlossenen Roman zu lesen - zu viele Vorkenntnisse werden vorausgesetzt, ich könnte mir vorstellen, dass sich der Einstieg (auch wenn er sicher möglich wäre) schwierig gestaltet.
Natürlich gibt es auch Kritikpunkte: In der Danksagung der Autorin stolperte ich über diesen Satz:
"Besondere Verdienste hat sich Joshua Starr für seine Hilfe bei der Erstellung der Karte erworben." Da stellt sich doch die Frage: Warum hat es diese Karte eigentlich nicht in die deutsche Ausgabe des Buches geschafft? Ich hätte mir im ersten Band bereits eine Karte gewünscht und nun gab es eine und der Piper Verlag übernimmt sie nicht? Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Der zweite Kritikpunkt ist die wirklich schlechte Verarbeitung des Buches. Ich habe die teurere Variante für 16,95 Euro gelesen (inzwischen gibt es auch ein Taschenbuch für 9,99). Im Grunde ist es auch "nur" ein Taschenbuch, allerdings im Hardcover-Format. Am Rücken bildeten sich Leserillen, ohne dass ich das Buch geknickt hätte, nur durch das Eigengewicht der Seiten. In der Badewanne hat der hintere Teil des Umschlags ein wenig Wasser abbekommen und sah anschließend aus, als hätte ich ihn drei Stunden im Regen liegen lassen. Ich habe Taschenbücher aus anderen Verlagen, die über zehn Jahre alt sind, viermal gelesen wurden und schlimmeres mitgemacht und sich trotzdem deutlich besser gehalten haben. Bei einem Taschenbuch zu diesem stolzen Preis, erwarte ich definitiv bessere Qualität.
Da keiner der beiden Kritikpunkte der Autorin anzulasten ist, habe ich nur einen halben Stern in der Wertung abgezogen.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass "Die Seelenzauberin" eine wirklich gelungene Fortsetzung und für die Leser der "Seelenjägerin" eine empfehlenswerte Lektüre ist. Ein großer Pluspunkt ist, dass man beim Lesen nicht das Gefühl hat, nur die Zeit bis zum großen Finale im letzten Band totzuschlagen, denn die Geschichte wird mit weiterhin glaubwürdigen Charakteren konsequent fortgeführt.