•  
    Leseliste
  •  
    Vogemerkt
  •  
    Rezension
  •  
    Gelesen
  •  
    Neu

Christopher Golden

Alien - Der verlorene Planet: Roman


 
»Alien - Der verlorene Planet: Roman« von Christopher Golden


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Auf LV-426, einem Mond mit dem Eigennamen Acheron, der um den Planeten Calpamos kreist, errichtet die Erdregierung, zusammen mit der Weyland-Yutani-Corporation, einen Stützpunkt. Riesige Atmosphärenwandler sollen den unwirtlichen Mond in eine für Siedler lebenswerte Welt transformieren. Das Leben auf Archeron ist für die Planteningenieure und ihre Familien hart und arbeitsintensiv. Es wird auch nicht besser, als man auf einer Erkundungsmission ein abgestürztes Raumschiff mit außerirdischen Lebensformen an Bord entdeckt. Denn diese Aliens erweisen sich nicht als freundlich oder gar dankbar darüber, dass man sie aus einer misslichen Lage gerettet hat, sondern sie entpuppen sich als Killer, als emotionslose Tötungsmaschinen, die, komme was wolle, nur ein Ziel haben: Ihre Spezies am Leben zu erhalten.

Eigentlich muss man zu der Geschichte der Planetenformer auf Archeron nicht viel schreiben, denn die Geschichte dürfte allen Interessierten, die den Film Aliens schon gesehen haben, hinlänglich bekannt sein. Zumindest konnte man davon ausgehen das man sie kennt. Christopher Golden hat es jedoch als sein Vorrecht angesehen, diese bereits bekannte Geschichte leicht abzuändern und noch einige Besonderheiten einzubauen.

Die ersten Passagen des Buches spielen an Bord der Nostromo und beleuchten noch einmal die dort stattgefundenen Ereignisse. Es folgt die Flucht auf die Narcissus, Ripleys Rettungskapsel, und ihre Bergung durch ein Rettungsteam. Auf Gateway Station erfolgt das Verhör Ripleys durch eine Komission über die Vorfälle auf der Nostromo, danach ihr erstes Gespräch mit Burke und Gorman und ihr Aufwachen an Bord der Sulaco. Die dort zu lesenden Dialoge sind fast deckungsgleich mit denen aus dem Film von James Cameron und haben so gesehen nichts neues zu bieten. Allerdings wird ein gewisses Alien-Flair eingebracht und schürt so die Vorfreude auf die nun kommenden Ereignisse.

Interessant wird das Buch erst, als sich Golden die Ereignisse auf Acheron vornimmt. Wir lernen die Familie Jordan näher kennen und erfahren mehr über das, was die Arbeit auf dem Mond ausmacht. Weitere Personen werden vorgestellt und eingeführt. So der neue Kommandant der dortigen Marines-Einheit, Demian Brackett. Das ist die erste Neuerung die Golden initiiert, denn von einer Abteilung Marines auf Acheron war bis dato nichts bekannt. Der Sinn dieser Neuerung will sich mir jedoch nicht erschließen, denn der Kampf gegen die Aliens wird dadurch weder besser noch erfolgreicher.

Statt sich auf die Planeteningenieure und Siedler zu konzentrieren, baut Golden hier eine neue Gruppe von Leuten auf, die bis auf einige Ausnahmen jedoch völlig farblos und uninteressant bleiben. Das is sehr bedauerlich, denn unter den Siedlern hätten sich genug facettenreiche Charaktere finden und ausbauen lassen. Diese treten nun fast völlig in den Hintergrund und müssen den gesichtslosen Marines weichen. Auch die Liebesgeschichte zwischen Brackett und Annie Jordan ist für die Geschichte an sich völlig sinnlos. Warum nun Annies Verflossener (oder überhaupt die Marines) auf Acheron auftauchen müssen, weiß wohl nur der Autor selbst. Handlungstechnisch gesehen macht beides keinen Sinn.

Die Geschichte dümpelt weiter vor sich hin. Als Leser wartet man quasi nur auf das Auftauchen der Aliens. Alles andere tritt in den Hintergrund, zumal eine schöne und interessante Nebenhandlung ganz einfach fehlt. Im Grunde genommen ist die Geschichte nichts Halbes und nichts Ganzes. Über die Wissenschaftler und Siedler erfährt man nichts neues, der Kampf mit den Aliens ist zu überhastet und oberflächlich erzählt. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn Golden sich nicht in so vielen Nebenschauplätzen verstrickt, sondern sich für einen entschieden hätte – und diesen dann strukturiert, detailiert und interessant gestaltet hätte. So bleibt alles eine Art Kuddelmuddel aus halbgaren Ereignissen, versetzt mit den schon bekannten Ripley Erzählungen.

Das Ende bietet die wohl größte Überraschung. Rebecca „Newt“ Jordan ist nicht die einzige Überlebende des Massakers. Außer ihr gibt es noch vier weitere, die jedoch im Gegensatz zu ihr, den Mond mit Hilfe eines Rettungsschiffes verlassen können. Das Schicksal dieser Überlebenden bleibt im Dunklen, da sie das vorprogrammierte Ziel des Rettungsschiffes, einen Stützpunkt der Weyland-Yutani-Corporation, bewußt nicht ansteuern. Sollte das Schicksal dieser Gruppe nicht in einem weiteren Buch näher aufgegriffen werden, würde die Rettung aber keinen wirklich großen Sinn ergeben.

Meiner Ansicht nach, hat sich Christopher Golden eines recht undankbaren Themas angenommen. Er wollte im Nachhinein die Geschichte der Kolonisten auf Acheron näher beleuchten. Einer Geschichte, von der man nun aber schon wußte wie sie endet. Was kann er da noch neues oder noch nicht bekanntes bringen? Der Hinweis das es eine Gruppe Marines auf Acheron gab ist relativ egal, der Hinweis das insgesamt fünf Leute überlebt haben, zwar überraschend, aber bedeutungslos.

Dennoch würde ich das Buch nicht als Fehlschlag bezeichnen. Es macht immer irgendwie Spaß, Geschichten aus dem Alien-Universum zu lesen, auch wenn man diese im Groben bereits kennt. Gänzlich spannungsarm war der vorliegende Band auch nicht gerade. Golden hat aus den vorliegenden Begebenheiten wohl das Beste hervorgezaubert was man erwarten durfte. Leider konnte man mit den Charakteren, auch nicht mit Newt (was mich selbst verwundert hat), nicht wirklich warm werden. Alle wurden zu oberflächlich und mit einem deutlichen Hinweis auf ihre Entbehrlichkeit für die Geschichte eingeführt. Sollte der Handlungsabschnitt um die vier Überlebenden jemals fortgeführt werden, wäre Alien – Planet der Verdammten (OT: Alien River of pain) definitiv nicht überflüssig gewesen. So bleibt die Geschichte lediglich eine interessante, aber durchaus verzichtbare, Anekdote.

Verlag: Heyne Verlag (8. März 2016)
Taschenbuch: 352 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453316177
ISBN-13: 978-3453316171
 


Mehr Rezensionen von Flavius