Evers, Harald Die Höhlenwelt-Saga 4
Das magische Siegel
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»Das magische Siegel« (Die Höhlenwelt-Saga 4) von Evers, Harald
„Das magische Siegel“ ist der vierte Band der „Höhlenwelt-Saga“ von Harald Evers. Ja, das bedeutet, dass wir wieder einmal auf eine Trilogie gestoßen sind, die doch umfangreicher wurde, als ursprünglich geplant. In diesem Teil werden die Abenteuer um Leandra, Alina und deren Freunde nahtlos weitergeführt. Auch aufgrund eines uralten Paktes übernehmen die echsenhaften Drakken die Herrschaft über diesen seltsamen Planeten. Kurz zuvor heiratet die schöne Alina Victor, welcher der Vater ihres Sohnes ist und wird damit die Herrscherin ihres Reiches. An dieser Stelle versagen sogar die Ränkespiele des Vorsitzenden des hohen Rates Ötzli. Victor liebt aber Leandra, doch um seinem Land zu helfen, willigte er in die Heirat ein. Im Verlaufe des Buches gerät diese Thematik etwas in den Hintergrund. Zum Zeitpunkt der Hochzeit taucht Munuel, jener mächtige Magier, der eigentlich im Band 1 das Zeitliche gesegnet hatte, wieder auf. Irgendwie war das zu befürchten gewesen. Die „Opferbereitschaft“ des Autors ist als nicht besonders groß einzuschätzen, was in gewisser Weise auch als eine Schwäche der Serie auszulegen ist, da sich der Leser nur wenig Sorgen um seine Helden machen muss. Munuel hat zwei Begleiter an seiner Seite, den jungen „Helden“ Marco und Izeban, einen begabten Wissenschaftler, die für die weitere Handlung teilweise bedeutsam sein werden.
Die Menschen der Höhlenwelt haben der technischen Überlegenheit der Drakken nichts entgegenzusetzen. Die Hauptstadt Savalgor wird effizient und verhältnismäßig brutal eingenommen und so scheint es der ganzen Höhlenwelt ergangen sein. Viele werden versklavt, erhalten ein Halsband zur Identifizierung und müssen ein seltsames hartes Gestein abbauen, welches die Drakken benötigen. Hierin soll der Ursprung der Magie der Höhlenwelt liegen. Nur wenn die Drakken genug von diesem Gestein erhalten, können sie dessen Eigenschafen für ihre teils kriegerischen Zwecke nutzen. Dieser Raubbau würde aber über die Jahre hinweg den Untergang der Höhlenwelt bedeuten. Während Leandra durch den Bruderschaftler Rasnor gefangengenommen wird, flieht Alina aus der Hauptstadt um ihre Freundin Roya zu finden. Sie lernt dabei sehr unterschiedliche Menschen kennen, wird in eine Mine der Drakken verschleppt, kann aber wieder entkommen. Mit Hilfe von Marco und Izeban findet sie Roya. Alina und Roya wird klar, dass sie Kontakt zu dem Urdrachen Ulfa aufnehmen müssen und erfahren von diesem eine traurige Wahrheit. Alina versucht deshalb ein altes Bündnis zu erneuern und damit auch begangenes Unrecht wiedergutmachen. Lesern der vorherigen Bände wird schnell klar, dass dieses gefährliche Vorhaben von Erfolg gekrönt sein wird und die Drachen den Kampf der Menschen unterstützen werden. Außerdem gelingt es in Zusammenarbeit mit Izeban ein Mittel im Kampf gegen die Eroberer zu finden. Dabei erstaunt die nahezu simple Lösung für das Problem und irgendwie hätte man den Drakken einen besseren Schutzmechanismus zugetraut. Immerhin hatten diese sehr viele Jahre zeit, sich auf die Invasion der Höhlenwelt vorzubereiten.
Währenddessen haben Leandra und mehrere ihrer ebenfalls gefangenen Freunde einige wichtige Informationen herausbekommen. Schockierend ist die Wahrheit, dass der Pakt von Sardin nichts als eine riesige Täuschung gewesen war. In gewisser Weise können sie aber den eitlen Rasnor ausnutzen, der sich zwar eine hohe Position bei den Drakken erschlichen hat, diese aber nicht sonderlich mag. Er vertritt aber die Meinung, dass die mächtigen Wesen aus dem Weltall unbesiegbar sind. Sicher zum Teil ungewollt verhilft Rasnor Leandra zu entscheidenden Erkenntnissen. Im weiteren Verlauf kommt es sogar zur Begegnung von Leandra und Roya. Mit zwei weiteren Freundinnen können sie das gewaltige Mutterschiff der Drakken mit einer tödlichen „Substanz“ infiltrieren und werden buchstäblich in letzter Sekunde gerettet. Währenddessen entbrennt in der Höhlenwelt der Befreiungskampf und dann erfährt man noch etwas von einer Stadt aus Gold. Und damit könnte ein Verweis auf die nachfolgenden Serie gegeben worden sein, denn zum Schluss wird dem geneigten Leser offenbart, dass mit „Das magische Siegel“ nur der erste Zyklus abgeschlossen wurde.
Insgesamt hinterlässt das Werk ein zwiespältiges Gefühl. Der Roman ist wie seine Vorgänger leicht zu lesen und durchaus als unterhaltsam zu bezeichnen. Im Vergleich zu den ersten drei Bänden stellt Teil 4 aber das schlechteste Buch der Serie dar. Man liest dieses Werk sicher ganz gern, doch es vermag nicht wirklich zu fesseln. Irgendwie sind die Helden oder besser Heldinnen nahezu immer erfolgreich. Sie kommen fast problemlos aus jeder Zwickmühle heraus. Natürlich möchte der Rezensent auch gern in der Höhlenwelt leben. Da ist schließlich ein Mädchen schöner als die andere. Eine bleibt doch bestimmt für ihn übrig. Und wer nicht zu den Guten gehört, der sieht bei Harald Evers meist auch nicht gerade toll aus. So wirkt manche an sich nicht schlechte Personenbeschreibung ein wenig klischeehaft. Der Roman lässt viele Fragen offen. Einige davon hätte Harald Evers durchaus im ersten Zyklus lösen sollen. Was wird aus der „Dreiecksbeziehung“ Alina, Leandra und Victor? Wo ist ein Teil der Bruderschaft geblieben, denn alle sind sicher nicht bei den Drakken „untergekommen“? Was treibt Meister Ötzli, der von Alina und Munuel verbannt wurde? Welche Aufgabe hatte die Figur des Quendras, der ja diesmal nichts mehr zu tun hatte? Was wurde aus den verschleppten Magiern? Gibt es noch mehr Drakken? Warum musste Munuel überhaupt wieder auftauchen? Von großer Bedeutung war er für die Handlung sicher nicht. Es ist schon bemerkenswert, dass fast alle Hauptpersonen, die schließlich auch der Bruderschaft als nicht zu unterschätzende Gegner bekannt waren, die Herrschaft der Drakken so schadlos überlebten. Mit Rasnor konnte der Rezensent wenig anfangen. Als großer Gegenspieler taugte er leider kaum etwas. Mussten unbedingt Marco und Izeban eingeführt werden und andere Protagonisten der vorangegangenen Bände zur Bedeutungslosigkeit verurteilt werden? Vieles bleibt im Buch offen und gleichzeitig wird der Roman trotz seiner 800 Seiten fast hektisch beendet. Irgendwie hatte man mehr von den Drakken „erhofft“. Würdige Gegner waren das bestimmt nicht. Und so bleibt doch auch hier ein kleiner fader Beigeschmack übrig.
Lobenswert ist sicher der meist gelungene Spagat zwischen Fantasy und Science Fiction. Hier gibt es interessante und spannende Ansatzpunkte, die auch Lust auf mehr machen. Ein paar Rätsel um die Entstehung der Höhlenwelt werden gelüftet, doch man darf weiterhin gespannt sein. Interessant ist auch die Rolle von Sardin, der ausgerechnet von Leandra Hilfe erwartet. Nur so richtig neu ist dieses Thema aber auch nicht.
Das Titelbild des Buches ist wirklich wunderbar, doch warum der Verlag auf eine Karte in diesem Band verzichtet hat, wird sicher dessen Geheimnis bleiben. An den Kosten kann es nicht gelegen haben, denn 10,95 Euro sind schon er sehr mutiger Preis für ein Taschenbuch.
Trotz der kritischen und sicher sehr subjektiven Anmerkungen bekommt der Leser mit „Das magische Siegel“ ein lesenswertes Buch vorgelegt, welches mit großer Wahrscheinlichkeit wieder seine Anhänger finden wird. Und warum sollte der schon angedeutete Folgeband nicht viel besser sein? Und eines darf man wirklich nicht vergessen: Auch in der angloamerikanischen Literatur findet man jede Menge wesentlich schlechtere Fantasyromane.
Für den vierten Teil der Höhlenwelt-Saga werden wohlwollend 6 Punkte vergeben.