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Fabienne Siegmund/Stephanie Kempin

Herbstlande

  • Autor:Fabienne Siegmund/Stephanie Kempin
  • Titel: Herbstlande
  • Serie:
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Low, Torsten
  • Datum:22 Oktober 2016
  • Preis:14,90 EUR

 
»Herbstlande« von Fabienne Siegmund/Stephanie Kempin


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(5)

 
 
Bevor ich überhaupt mit der Rezension zu Herbstlande beginne, möchte ich auf die wunderbaren Illustrationen und den *HIER* schreienden Einband des Buches eingehen. Man kann als Leser dieses Genre unmöglich an so einem Cover vorbei gehen, ohne das Buch in die Hand zu nehmen. Ein optischer Leckerbissen. Hat man das Buch erst einmal angefasst und darin geblättert, ist es um einen geschehen. Warme, herbstliche Töne zieren das Innencover, gefolgt von einer Karte der Herbstlande und einem Gedicht von Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser, das den ersten Eindruck vermittelt, was den Leser erwartet.
Nun sitzt man also gemütlich, mit der Katze (Katze???) auf dem Schoß auf der Couch, blättert behutsam die ersten Seiten um und betritt die Herbstlande.
Scarlett Hayden hat in Nathan die Liebe ihres Lebens gefunden. Zur Krönung ihres Glücks fehlt ihnen nur noch ein Baby, doch dieser Wunsch wird ihnen versagt. Um Nathan nicht zu verlieren und endlich ein Kind zu bekommen, greift die junge Frau in ihrer Naivität zu Zauberei. Sie verbrennt einen Wunschzettel in einer Kürbisflamme. Dabei missachtet sie aber die wichtigste Regel dieser Zauberei, denn so einen Wunsch darf man lediglich in der Halloween- Nacht in einer Kürbisflamme verbrennen. Eine Regel der legendären Kürbiskönigin. Bricht man diese Regel, fordert es einen Preis und dieser Preis ist Nathan.
Um ihren Geliebten zu retten, muss Scarlett nun in die Herbstlande reisen und die Königin um Vergebung bitten, in der Hoffnung, dass diese Nathan wieder freigibt.
Kommentar:
Die eigentliche Geschichte beginnt mit dem Eintritt in die Herbstlande. Wer die alten Märchen der Gebrüder Grimm oder von Hans Christian Andersen liebt, wird von diesem Buch verzaubert sein. Scarlet begegnet auf ihrer Reise durch die Herbstlande einigen erstaunlichen Gestalten. Ein Laubdrache, der sich aus einzelnen Blätter zusammensetzt und jedes dieser Blätter weiß eine eigene Geschichte zu erzählen. Daher verfügt der Laubdrache über umfassende Kenntnisse der Herbstlande, obwohl er bisher niemals seine Senke verlassen hat. Er wird der erste Freund und Gefährte der jungen Frau, die ängstlich aber auch entschlossen eine fremdartige und erstaunliche Welt betritt.
Beim Lesen des ersten Kapitels ist mir das Lied Sommerregen von Jordis in den Sinn gekommen. Der September zeigt noch eine Ahnung des Sommers, der Regen ist lau und Scarlett unbeschwert. Doch wie die Monate düsterer werden, so verliert sich auch die Unbeschwertheit der jungen Frau, die sich einsam und verlassen fühlt, immer unter Zwang, den Geliebten zu retten und ihren Fehler wieder gut zu machen.
Obwohl sie verweilen möchte, um die erstaunlichen Orte und Wesen der Herbstlande zu bewundern und kennen zu lernen, wird sie von ihrer Liebe und Sehnsucht weiter getrieben.
Manche Szenen haben mich tief berührt. Die Vergangenheit, reflektiert in Pfützen eines Sommerregens, die Begegnung mit dem kleinen Mädchen im Wald, ihre Freundschaft mit Veridis, lichte Momente in einer zunehmend dunkleren Welt.
Ein wunderbares Zitat: Niemand mag traurige Enden und doch ist es wichtig, dass es sie gibt. Sie halten uns den Spiegel vor, wie wertvoll jede Sekunde ist. Das Buch sprüht förmlich vor solch beeindruckenden, berührenden und nachdenklich stimmenden Sätzen. Ausgesprochen oft von den wundersamsten Wesen, die man sich vorstellen kann: Feuerfresserchen, Mitternachtsraben, Nebelelfen, Wurzelfüßchen, Kürbisköpfchen, Wespen-Gnom Krieger, Regentropfengeister, Federfüchse. Natürlich dürfen auch Hexen, Ghoule , Fleder-Schrecken oder Werwesen nicht fehlen.
In der heutigen, schnelllebigen Zeit, gehen Märchen und Poesie den Weg des Vergessens. Alles ist schrill und plakativ und buhlt um die Gunst des Menschen. Die kleinen und leisen Tönen werden oft überhört. Welch Glück für alle, die den Ruf der Herbstlande gehört haben: Das Säuseln des Windes, das Rascheln der Blätter, das Wispern der Bäume, das tappen von Pfoten, das Fallen des Regens auf waldigen Boden und viele andere Geräusche, welche die Phantasie anregen. Obwohl der Leser das Gefühl hat, auf viel bekanntes zu stoßen, sind die Ideen der Autoren innovativ und fesselnd. Es ist eine Kunst, etwas Neues vertraut und heimelig wirken zu lassen, so dass der Leser sich sofort wohl fühlt und diese neue Welt nicht mehr verlassen möchte. Mit dem Erwachsen werden verschwinden die Träume, der Alltag frisst einen auf. Nicht so bei den Autoren. Sie können ihre Träume in bildgewaltige Worte fassen und uns daran teilhaben lassen.
Mittlerweile sind wir erwachsen geworden und wissen, dass zu Licht Dunkelheit, zu Gut Böse oder zu Freude auch Angst gehören. Die Autoren verschonen den Leser nicht sondern zeigen auch die Kehrseite der Herbstlande, ohne dies wäre das Buch sicherlich nicht so beeindruckend.
Ich möchte die Perfektion des ersten Kapitels nicht dadurch schmälern, dass ich sage, alle Kapitel wären gleich. Der Oktober ist nahe an der Perfektion doch dort schmälern einige Kleinigkeiten den vollkommenen Genuss: Der Gebrauch der Wortkombination "als wie" und der Wechsel zwischen Dativ und Genitiv, statt den Genitiv durchgehend zu verwenden (Bsp.: Trotz dem Wunsch, Nathan zu retten).
Doch dies sind nur minimale Unreinheiten, die den Genuss keineswegs schmälern. Der November schließt sich in seiner Perfektion wieder dem September an.
Die Herbstlande, aufgeteilt in Monate, haben mich ein wenig an die wunderbare Stundenwelt von Clive Barker erinnert, der mit Abarat ebenfalls so ein märchenhaftes und beeindruckendes Werk geschaffen hat, wie die Autoren hier mit Herbstlande. Ich denke, diese vier Autoren hier brauchen so einen Vergleich nicht zu scheuen.
Ich könnte noch wesentlich mehr schreiben, allein zur Nutzung des Wortes "muss" aber das würde zu viel über die Geschichte verraten und den Rahmen einer Rezension sprengen.
Fazit:
Ich kann nur noch sagen: Ich (und sicher alle anderen Leser) möchte wissen, was mit Haven passiert ist. Wann folgt also Band zwei?
 


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