Glen Cook The Black Company 1
Seelenfänger
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»Seelenfänger« (The Black Company 1) von Glen Cook
Die Black Company, eine vier Jahrhunderte alte Söldnertruppe, ist seit einiger Zeit in Beryl engagiert. Sie droht, im Chaos der dortigen Konflikte unterzugehen. Hier tritt auch Raven der Company bei. Er ist seit Jahren der erste neue Bruder. Die Männer stehen immer loyal zu ihren Auftraggebern und machen sich dabei wenig Gedanken über Gut und Böse, aber jetzt ist eine Grenze erreicht. Sie müssen den einzigen sich bietenden Ausweg nehmen und treten damit, ohne es recht zu wollen, in den Dienst der Lady. Seit dreihundert Jahren war sie eingesperrt, nun hat sie ein neugieriger Hexer wieder aufgeweckt und befreit. Sie beherrscht gemeinsam mit den Taken, ihren zehn untoten Gefolgsleuten den Norden. Die Company soll dabei helfen, die Rebellion niederzuschlagen, die sich gegen die Lady erhoben hat. Die Rebellen warten auf die Erfüllung einer Prophezeiung - eine Weiße Rose soll kommen, um sie von der Schreckensherrschaft zu befreien.
Croaker, der Arzt und Chronist der Black Company, träumt von der Schönheit der Lady, aber auch von dem Schrecken, den sie hervorruft.
Raven rettet ein Mädchen, Darling, vor Männern, die sie vergewaltigen wollen. Fortan begleitet ihn Darling überall hin.
Die Zehn sind sich untereinander nicht einig. Immer öfter muss die Black Company die Löcher stopfen, die durch den internen Streit aufgerissen wurden. Die Truppen der Lady kämpfen hart, bis sich das Kriegsglück wendet.
Raven und Darling geben vor, tot zu sein und verlassen die Black Company.
Croaker und die Lady töten die Verräter unter den Taken. Aber schon dräut neuer Schrecken – der Dominator, der Ehemann der Lady, droht aufzuwachen.
Kommentar :
Die Männer der Black Company stehen in einer langen Tradition. Die Truppe ist für sie Zufluchtsort und Familie und sichert ihren Lebensunterhalt. Sie ist die letzte der legendären Freien Kompanien von Khatovar. Jeder der Männer hat eine schwierige Vergangenheit. Für die Black Company spielt das keine Rolle, alle Brüder (so nennen sie sich gegenseitig und so denken sie auch übereinander) lassen ihre Vergangenheit hinter sich, wenn sie der Truppe beitreten.
„Wir kämpfen für Geld und einen undefinierbaren Stolz. Die Politik, die Ethik, die Moral sind unbedeutend.“
Wir erfahren die Erlebnisse der Black Company aus der Perspektive von Croaker, dem Arzt und Chronisten der Söldnertruppe. Warum ein Chronist? Es erlaubt dem Autor, seine Geschichte mit einer distanziert wirkenden Nüchternheit zu erzählen, beinahe als ob Croaker gerade seinen Bericht schriebe. Croakers Berichte bemühen sich um Wahrhaftigkeit und Kürze. Gleichzeitig erlaubt es die Figur des Chronisten, die Truppe in eine lange Tradition zu stellen. Um dies zu verstärken, liest der Chronist einmal in jedem Monat aus einem älteren Abschnitt der Chronik. Es erinnerte mich spontan an die Bibellesungen in Klöstern, in denen Gemeinschaften leben, die in vielem Ähnlichkeiten mit den Brüdern der Black Company haben.
In diesem ersten von bisher zehn erschienenen Bänden gerät die Black Company mitten in eine Rebellion. Auf allen Seiten lauern Gegner. Sie können sich nur auf sich selbst verlassen. Wir erfahren nichts aus der Vergangenheit der Söldner und nur wenig davon, was die einzelnen bewegt. Croaker genießt eine gewisse Ausnahmestellung, auch weil er als ihr Chronist die einzige Hoffnung der Männer darauf ist, dass man auch nach ihrem Tod noch von Ihnen weiß. Aber auch von Croaker erfährt man nicht viel. Nur wenige der Männer, ja noch nicht einmal den Hauptmann und den Leutnant nennt Croaker beim Namen.
Glen Cook hat mit den Chronicles of the Black Company viele Autoren beim Schreiben ihrer Geschichten angeregt. Ich nenne hier nur Steven Erikson mit seiner Malazan-Reihe.
Ein Wort zur Übersetzung: Ich habe das Buch vor vielen Jahren im Original gelesen. Ich hatte damals einen etwas anderen Gesamteindruck von der Erzählweise und der Beschreibung der Personen. Ein Beispiel: Die zehn gefährlichsten Gefolgsleute der Lady werden im Buch als die Entführten bezeichnet. Das ist keine gute Bezichnung für die Taken, wie es im Original heißt. Denn tatsächlich werden die Taken im wahrsten Sinn des Wortes „genommen“, mit Leib und Seele vereinnahmt. Vielleicht hätte man hier einen völlig neuen Begriff finden müssen, der die besondere Beziehung der Lady zu den Taken beschreibt. Leider fielen mir sehr oft solche Verfälschungen auf, so dass ich die Übersetzung insgesamt als nicht besonders gelungen bezeichnen muss.
Fazit :
Trotz der Mängel in der Übersetzung fasziniert die Geschichte der Black Company auch mehr als zwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung. Es bleibt spannend, auch weil einige offene Enden vieles versprechen – Raven und Darling, Croaker und die Lady, der Dominator und die Taken. Ich lese weiter.