Isaac Asimov
Die Rettung des Imperiums
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»Die Rettung des Imperiums« von Isaac Asimov
Kurz nach seiner Teilnahme am Mathematikerkongress auf Trantor fragt sich Hari Seldon insgeheim, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen ist. Denn auf einmal steht er mit seiner Theorie zur Psychohistorik im Mittelpunkt allen Interesses. Auch wenn Seldon immer wieder beteuert das die Psychohistorik nur theoretisch aber nicht praktisch funktioniert und er damit definitiv nicht die Zukunft vorhersagen kann, möchte ihn Kaiser Cleon I. dennoch aus ganz eigennützigen Gründen für sich gewinnen.
Da Seldon sich weigert falsche, aber dem Kaiser dienliche Voraussagen zu treffen, muss er fliehen. Hilfe bei seiner Flucht erhält er von dem umtriebigen Journalisten Chetter Hummin, der ebenfalls an einer funktionierenden Psychohistorik interessiert ist, sie aber zum Wohle des Imperiums und nicht zum Wohle einer einzelnen Person einsetzen möchte. Hummin stellt Seldon die Historikerin Dr. Dors Venabili zur Seite, da er selbst mit anderen Aufgaben beschäftigt ist.
Zusammen mit Dors Venabili begibt sich Hari Seldon auf eine abenteuerliche Flucht quer über den Planeten Trantor, immer verfolgt von den Häschern des Kaisers und seines Beraters Eto Demerzel. Seldon lernt dabei nicht nur Trantor und das Imperium besser zu verstehen, sondern gewinnt auch neue Ansatzpunkte und Einsichten für seine Psychohistorik. Die Situation eskaliert als Seldon und Venabili vom Bürgermeister des trantorianischen Bezirks Wye gekidnappt werden und mitten in ein beginnendes Komplott, das den Sturz des Kaisers zum Ziel hat, geraten.
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So langsam aber sicher nähert sich die Foundation Reihe mit Die Rettung des Imperiums (OT: Prelude to Foundation) nun der ursprünglichen Trilogie, die Asimov bereits Anfang der fünfziger Jahre schrieb und die quasi den Beginn seiner schriftstellerischen Laufbahn markiert. Die Geschichte spielt im Jahr 12020 der galaktischen Ära und läutet ein neues Kapitel innerhalb der Foundation Reihe ein. Nicht nur das der Begründer der Psychohistorik Hari Seldon erstmals die galaktische Bühne betritt, der Leser trifft zudem noch auf einen alten Bekannten, der eine wichtige Rolle in den Roboter Romanen inne hatte. Wie wohl die meisten Lesern wissen, schlug Asimov eine Brücke, welche die Roboter-Romane mit der Foundation-Reihe verbindet und die in dem vorliegenden Buch nun ihre Fertigstellung findet.
Die Geschichte ist sehr unspektakulär und wenig actionreich (aber welche Geschichte von Asimov war das schon) und richtet ihr Hauptaugenmerk nicht auf eine wilde Flucht quer über den Planeten, sondern vielmehr auf die Gewinnung neuer Erkenntnisse die Seldon für die Ausarbeitung seiner Psychohistorik braucht. Die Rebellion gegen den Kaiser, quasi der Höhepunkt der Geschichte, wird schnell und schmerzlos abgehandelt, ebenso wie kleinere Auseinandersetzungen die Hari und Dors zu bestehen haben - keine Möglichkeit also sich in aufopferungsvollen Kämpfen zu bewähren. Tiefergehende technische Beschreibungen findet man vergebens, wodurch die Story auch einer gewissen Alterslosigkeit unterliegt.
Recht schillernd und ausufernd hingegen erzählt Asimov von den vielen Kulturen die auf der Hauptwelt des Imperiums anzufinden sind. Man lernt verschiedene Bezirke Trantors und die Lebensweisen ihrer Bewohner kennen. Ebemsp erfährt man etwas über die Strukturen des Imperiums und wie das Kernreich rund um Trantor mit seinen Millionen von verbundenen Welten interagiert. Der drohende Untergang und der Zerfall des Reiches, auf den Chetter Hummin immer wieder hinweist, ist bereits jetzt schon zu erkennen - im Großen und im Kleinen. Das liest sich sehr informativ und es kommt, zumindest für mich, keine Langeweile auf.
Auf seinem ersten Zwischenhalt in der Universität von Streeling lernt Seldon Dors Venabili, seine zukünftige Begleiterin, kennen. Hari und Dors ergänzen sich perfekt und werden zu einem eingespielten Team. Ihre Erlebnisse, so unspektakulär sie auch sind, wissen mich zu fesseln und in ihren Bann zu ziehen. Die Universität selber ist ein Hort des Wissen, es herrscht Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und alles ist auf die Suche nach neuer Erkenntnis ausgerichtet.
Sehr im Gegensatz zu dem Mykogen Bezirk den die beiden als nächstes besuchen. Er entpuppt sich als ein Patriachat in dem die Frau eher ein Sklavendasein führt und in dem alle Bewohner, Männer und Frauen, kahlgeschoren sind. So kommt es, dass Seldon und Dors eine Art Fleischmütze tragen müssen um nicht aufzufallen. Interessant ist hier die Szene, in der Seldons mykogenische Begleiterin sexuelle Erregung verspürt als sie ihm über sein Kopfhaar streicheln darf. Neben einigen skurrilen Sitten lernen die beiden auch etwas über die Vergangenheit des Imperiums und erfahren erstmals etwas über einen Planeten des Ursprungs namens Aurora. Nachdem die beiden es geschafft haben wegen eines schweren Vergehens zum Tode verurteil zu werden, greift Chetter Hummin ein.
Auf ihrer nächsten Station lernen Dors und Hari den Bezirk Dahl kennen, einen sehr armer Ort der von den unterprivilegierten Einwohnern Trantors bewohnt wird. Selbst hier gibt es noch eine Oberschicht die arrogant auf die hinabschauen, die noch weniger besitzen und die ihren Lebensunterhalt in den Glutsümpfen verdienen. Dennoch ist diese Station die wichtigste auf Seldons Reise. Hier lernt er seinen späteren Mitarbeiter Yugo Amaryll, der als einfacher Arbeiter in den Glutsümpfen rumwerkelt, kennen. Ebenso schließt er Bekanntschaft mit seinem späteren Adoptivsohn Raych und erfährt von Mutter Rittah im Billibotton Bezirk etwas über einen Planeten namens Erde und einen unsterblichen Roboter namens Da-Nih. Auch in Dahl schaffen es Dors und Seldon unangenehm aufzufallen und müssen erneut das Weite suchen.
Auf dieser Flucht werden sie von Soldaten des Bürgermeisters von Wye gekidnappt, der einen Umsturz plant und die ihm, wie er glaubt, zustehende Position des Kaisers einnehmen will. Der Bürgermeister entpuppt sich als eine Frau namens Rashelle, die zwar recht umgänglich ist, Seldon jedoch zwingt die Psychohistorik zu ihren Gunsten einzusetzen. Wieder ist Chetter Hummin zur Stelle und kann nicht nur Seldon und Dors befreien, sondern auch den Umsturz niederschlagen. Bei dieser Gelegenheit muss Hari erkennen, dass nicht alles so ist wie es scheint und er manipuliert wurde.
Die doppelte Auflösung um die Identität Hummins ist mit das Beste das der Roman zu bieten hat. Ein ganz großes Aha-Erlebnis, das mich damals schon, als ich das Buch zum ersten Mal las, schlichtweg aus den Socken gehauen hat. Hier zeigt sich wie wundervoll Asimov seine beiden zuvor eigenständigen Reihen, Roboter und Foundation, miteinander verwoben hat. Einen besseren und schöneren Übergang hätte er nicht schreiben können. Alles fügt sich elegant zusammen – großes Kino für mich.
Nicht umsonst ist die (komplette) Foundation Reihe für mich als SF Fan einfach das Größte. Ich mag Asimov als Schriftsteller, ich mag sein unprätentiöse Art zu schreiben, die auch ohne Krach-Bumm auskommt und eher von Dialogen und Zwischenmenschlichem geprägt ist. Der mehrmals auftauchende Hinweis auf einen unsterblichen Roboter in Menschengestalt schürte meine Erwartungen und die Hoffnung auf eine große Enthüllung. Auch die Gegensätze in den Bezirken Trantors werden schön geschildert und muten mitunter geradezu fremdartig an. Für mich ist der vorliegende Roman eine durchaus gelungene Sache.