John Marrs
The Passengers
Buchlisten
»The Passengers« von John Marrs
Acht selbstfahrende Fahrzeuge rasen aufeinander zu. Acht Fahrzeuge, die nicht gehackt werden können. Eigentlich. Doch was, wenn diese unhackbare Software doch gehackt werden kann?
Genau das müssen acht willkürlich ausgewählte Menschen erfahren, die zum Spielball eines Hackers werden. Ihre einzige Rettung ist eine Kommission, die über Schuld und Unschuld von selbstfahrenden Autos entscheidet. In dieser Kommission befindet sich Libby Dixon, die mit ansehen musste, wie ein selbstfahrendes Auto drei Menschenleben auslöschte. Ihr Zweifel an der Software scheint sich durch den Hack zu bestätigen. Trotzdem bleibt die Entscheidung: Wer von den acht Personen darf als einziger die Kollision überleben?
Cover und Titel sind in schwarz gehalten. Einzig der An-Knopf hebt sich durch ein helles Blau ab. Ich finde es sehr gut zum Inhalt des Buches gewählt, da es auf der einen Seite nichts weiter ist als ein einfacher An/Aus Knopf und zugleich soviel mehr. Denn was verbirgt sich hinter der immer weiter fortschreitenden Technik? Sollte oder muss sie uns gar Angst machen? Sind die kurzen Spotts mit fehlgeleiteten Alexas, Siris und Co. kein Comedy, sondern... Zukunftsmusik?
John Marrs Talent, mit seinen Lesern zu spielen, ist unglaublich! Mit seinem schnellen und packenden Schreibstil hatte er mich sofort in seinen Fängen und in den Fängen seines außergewöhnlichen Buches! Die Thematik finde ich sehr interessant, da ich absolut dafür bin, dass Fahrzeuge in naher Zukunft - am liebsten schon gestern - selbstständig fahren. Einparken kann das Auto von heute schon selbstständig. Wie weit ist der Schritt zum Fahren? Wenn ich in den Nachrichten von schlimmen Unfällen lese ist meistens der Mensch schuld und nicht die Technik. Stau, Reißverschlussverfahren, Parkplatznot... all dies ist Schnee von gestern. Ebenso wie Raserei, Übermüdung am Steuer und zu wenig Abstand. Doch zu welchem Preis? Wer entscheidet eigentlich, wer sterben muss, wenn ein Unfall unvermeidbar ist? Das ist eine Frage, die man gerne zur Seite schiebt, die John Marrs in seinem Buch intensiv behandelt. Mich hat es zum Nachdenken gebracht.
Doch neben dem sehr interessanten Technikaspekt in dem Buch, geht es auch um die Insassen. Wen würde ich retten, wenn man mich dazu zwingen würde? Die Schwangere, den Flüchtling, das Ehepaar, die alternde Schauspielerin oder gar den Obdachlosen? Schnell ist ein Urteil gefällt, wenn man nur die Oberbegriffe kennt. Mir ging es zumindest so, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. Doch nach und nach durfte ich die Charaktere kennenlernen und entschied mich um. Oder doch nicht? Denn selbst mit der einfachen Erklärung kennt man den Menschen noch nicht und konnte nicht hinter seine Fassade blicken. Und diese Entscheidung wollen wir wirklich einem Computerprogramm überlassen? Aber wem überlassen wir im Moment die Entscheidung? Doch wohl eher dem Zufall.
Während die Handlung fortschritt, veränderten sich die Denkweisen der Protagonisten. Ich durfte sie Danke der intensiven Beschreibung des Autors besser kennenlernen und konnte ihre Beweggründe nachvollziehen. Besonders intensiv konnte ich eine Beziehung zu Libby aufbauen, die unfreiwillig in der Kommission zur Überprüfung von selbstfahrenden Autos gelandet ist. Sie hatte nie Illusionen und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Doch wie sehr sich ihre Weltanschauung im Laufe des Buches ändert, bzw. ändern muss, beeindruckte mich tief. Sie sieht sich gezwungen, Entscheidungen zu treffen, die sie nicht treffen möchte. Und hat dabei stets im Hinterkopf, dass auch Gefühle wie Liebe nicht außeracht gelassen werden können.
John Marrs Buch lebt von der Technik, gepaart mit den Empfindungen der Protagonisten. Gerne würden wir das eine von dem anderen abkoppeln, aber das geht nun mal nicht. Ich finde das der Spruch: Wir sind nun mal alle nur Menschen, es treffend beschreibt. Wir machen Fehler und wir dürfen auch Fehler machen. Das macht uns aus. Doch können wir wirklich etwas Fehlerfreies konzipieren? Mich regte das Buch zum Nachdenken an und wird mich gedanklich noch sehr lange begleiten!
Mein Fazit
Ein spannender Zukunftsroman, dessen Technik nur noch ein Katzensprung entfernt ist.