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Joseph Nassise

Das Blut der Helden: Der große Krieg der Untoten - Buch 1


 
»Das Blut der Helden: Der große Krieg der Untoten - Buch 1« von Joseph Nassise


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Ein Captain, ein Sergeant und eine handvoll Männer die, im von Deutschen besetzten Frankreich, einen bestimmen Soldaten suchen – na, kommt das jemandem bekannt vor?
Nein, wir sind nicht auf der Suche nach James Ryan. Wir sind vielmehr auf der Suche nach dem amerikanischen Fliegeras Major Jack Freeman. Und wir befinden uns auch nicht im zweiten Weltkrieg und müssen gegen böse Nazis kämpfen, sondern sind vielmehr im ersten Weltkrieg gelandet und müssen uns gegen eine Armee von Zombies (ehemals Soldaten des deutschen Kaiserreiches, die mit Hilfe des von deutschen Wissenschaftlern entwickelten Leichengases zur Zweitverwertung antreten dürfen) wehren.

Was wie der Ausgangspunkt eines gruseligen Computerspieles klingt, entpuppt sich als der Startroman einer neuen Reihe aus der Feder des amerikanischen Autors Joseph Nassise. Das Blut der Helden (OT: By the blood of heroes: The great undead war: Book 1) ist somit nicht nur der Beginn eines großen Gemetzels, sondern auch ein ungemein spannender und unterhaltsamer Abgesang auf das deutsche Kaiserreich und die bis dato geltenden Regeln taktischer und militärischer Kriegsführung. Denn welcher General würde nicht davon träumen, seine gefallenen Soldaten, gleich nach deren Tod, wieder ins Gefecht schicken zu können? Nicht auszudenken, welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben würden.

Mit einem dieser „zombiefizierten“ Krieger, einem Piloten namens Baron Manfred von Richthofen, macht unser amerikanischer Held Major Freeman seine Erfahrungen. Keine guten wohlgemerkt – denn egal wie oft von Richthofen schon gestorben ist, er bleibt dennoch ein ausgesprochenes Fliegeras, dem Freeman in diesem Fall nichts entgegen zu setzen hat. Seinen Abschuss mehr schlecht als recht überlebt, gerät Freeman folgerichtig in deutsche Gefangenschaft. Da Freeman sich als der Sohn des amerikanischen Präsidenten entpuppt und die deutschen Wissenschaftler zudem ein geheimes Forschungsprojekt namens „der lange Griff“ enwickelt haben, mit dessen Hilfe sie den amerikanischen Präsidenten töten könnten – wozu sie jedoch die Gene von Major Freeman benötigen, ist es für die Allierten daher zwingend notwendig, Freeman entweder aus der Gefangenschaft zu befreien oder seinen Körper ein für alle Mal zu zerstören.

Das Kommando über diese Befreiungsaktion übernimmt Captain Michael Burke – Freemans ungeliebter Bruder (von dem die Deutschen aber nicht wissen das er der zweite Sohn des Präsidenten ist). Mit einem Luftschiff soll der Kommandotrupp hinter den deutschen Linien abgesetzt werden. Wie üblich in so einem Fall, geht aber mal wieder alles schief und das Luftschiff wird von Baron von Richthofen (wem sonst) abgeschossen. Nachdem es Burke dennoch unter eigenen Verlusten endlich gelungen ist ins Gefangenenlager einzudringen, erlangen sie von einem Plan Kenntnis, der noch viel perfider und wahnsinniger ist als der bisher angenomme. Jetzt geht es um das Schicksal der ganzen Welt.

Die Handlung spielt auf zwei Ebenen. Zum einen wird sie aus der Sicht von Jack Freeman erzählt, der in diverse Luftkämpfe verwickelt wird und sich später durch mehrere Gefangenenlager durchschlagen muss. Zum anderen beinhaltet sie die Erlebniss von Michael „Madman“ Burke, einem erfahrenen Frontkämpfer, der sich, genau wie sein Bruder, im unfreiwilligen Luftkampf mit von Richthofen bewähren muss. Seine Mission steht dabei eindeutig im Vordergrund.

Normalerweise bin ich ja vorsichtig mit so einem Wort wie Pageturner, aber hier kann ich es guten Gewissens gebrauchen. Das Blut der Helden liest sich, bedingt durch den angenehmen Schreibstil Nassises und den häufig wechselnden Erzählebenen, ausgesprochen kurzweilig und spannend. Es ist mehr als nur ein schnödes Buch über Zombies, es ist (auch) die Geschichte einer militärischen Rettungsmission und eines Kommandounternehmens. Beides so gekonnt miteinander verwoben, dass man oftmals nicht weiß, ob man nun einen Horroroman oder ein Buch über den Krieg liest (obwohl der Krieg nun wirklich, auch ohne Zombies, schon der blanke Horror ist). Angriffe von Zombies finden sich ebenso in dem Buch wieder wie packende Schilderungen von Luftschlachten, Angriffe auf Züge oder Zeppeline oder das entbehrungsreiche Leben an der Frontlinie und dem Nahkampf während eines Angriffs.

Es könnte alles so wunderbar sein, aber wie immer, gibt es auch hier einen kleinen Wermutstropfen. Es wäre zumindest ansatzweise schön gewesen, wenn Nassise nicht alle Deutschen (und wirklich alle) als bösartig und widerlich hingestellt hätte. Die Offiziere im Gefangenenlager sind, obwohl offensichtlich keine Zombies, allesamt Kannibalen, die sich auch schon mal einen Gefangenen als Mittagessen servieren lassen. Baron von Richthofen entpuppt sich als Umstürzler, der die Macht im Kaiserreich an sich reißen will und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Das er nicht zu einem geistlosen Zombie geworden ist, wie die Mehrzahl der einfachen Soldaten, liegt daran, dass er bereits zu seinen Lebzeiten als ausserordentlich willensstark und gefestigt gegolten hat. Ist man dies nicht, wird man als Wiederauferstandener zu einem bloßen Köprer ohne Geist.

Man muss sich an dieser Stelle nur einmal fragen, was wohl der einfache deutsche Soldat zu dieser ganzen Situation gesagt hätte. Egal ob für Kaiser oder Vaterland, der Aufschrei unter den Soldaten und in der Heimat, angesichts des Wissens das die Gefallenen als Zombies missbraucht werden, würde die Regierenden hinwegfegen, Meutereien unter den Soldaten würden an der Tagesordnung sein. Aber hier nicht. Nassise macht aus den Toten und den Lebenden willenlose Sklaven die sich in ihr Schicksal ergeben. Das mutet doch eher befremdlich an (wenn man bei so einer Handlung noch das Wort befremdlich verwenden kann).

Trotz dieser einseitigen Sicht der Dinge, ist das vorliegende Buch, was zum großen Teil auch der gelungenen Übersetzung von Markus Mäurer zu verdanken ist, ein sehr tempo- und abwechslungsreiches Werk, das in der Tat den Geschmack auf die Fortsetzung geweckt hat. Unbedingt zu empfehlen.
 


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