Neal Asher
Das Komitee
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»Das Komitee« von Neal Asher
Alan Saul erwacht in einer Kiste, kurz vor der Verbrennungsanlage in der er beseitigt werden soll. Sein Wissen und seine Fähigkeiten sind den verantwortlichen Machthabern zu gefährlich geworden als das man ihn weiterleben lassen könnte. Der Plan des Komitees, eine Gruppe selbstgefälliger und brutaler Politiker, schlägt jedoch fehl und Saul überlebt – und er ist stinksauer. Ausgerüstet mit einer im Kopf implantierten und übermächtigen Hardware und dem fehlen jeglichen Skrupels, macht er sich auf einen Rachefeldzug auf. Ziel seines Vorhabens ist die im Erdorbit kreisende Raumstation Argus, das eigentliche Machtzentrum des Komitees. Es wird ein schwerer Weg für Saul und seine Verbündeten diese Station zu erobern.
Währenddessen überschlagen sich auch auf der Marsbasis Antares die Ereignisse. Nachdem das Komitee beschlossen hat den Nachschub an Lebensmitteln und anderen notwendigen Ressourcen für die nächsten Jahrzehnte einzustellen, muss man sich dort entscheiden, wer für den Weiterbestand der Basis lebensnotwendig ist und wer nicht. Der Untergebe des Komitees und seine Schergen haben da andere Ansichten als die technische Direktorin der Station – und beide sind bereit, ihre Ansicht mit der Waffe in der Hand durchzusetzen.
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Das war er also, der erste Band der neuen Owner Trilogie von Neal Asher. War er spannend und gut? Jepp, definitiv. Hat es möglicherweise auch daran gelegen das Asher einer meiner Lieblingsschriftsteller ist? Hmm, vielleicht, denn genau genommen liefert Asher mit Das Komitee (OT: The Depature) nichts wirklich neues. Die Geschichte von ein paar Wenigen, die sich auf einer überbevölkerten Erde die Macht aneignen und gnadenlos jene platt machen die ihnen gefährlich werden könnten, ist nun wirklich ein alter Hut. Aber, wie ich finde, ein alter Hut der immer aktueller wird. Wir leben in einem Zeitalter, in dem wir durch unser Handeln die Zukunft der Welt maßgebend prägen werden.
Ich bin durchaus der Meinung, dass eben jenes, vom ihm aufgebaute Szenario, nicht nur sehr wahrscheinlich ist, sondern auch exakt unsere Zukunft, bzw. die Zukunft unserer Kinder, sein wird. Und genau das finde ich so außerordentlich bedrückend an dem Buch. Schwindende Ressourcen, Überbevölkerung und eine (vermeintliche) Elite, die sich ihre Macht in der Zukunft sichern wird – all das schildert er sehr eindrucksvoll und einprägsam. Wer keinen Wert mehr für die Gesellschaft hat, wird entsorgt. Die wenigen Ressourcen die der Welt noch zur Verfügung stehen, werden gebraucht um eine elitäre Kaste im Luxus leben zu lassen. Die Situation ist hoffnungslos, da eben jene Politikerkaste auch die uneingeschränkte Gewalt über das Militär und die Polizei inne hat.
Bezeichnend auch das Asher im achten Kapitel, „Megatod erforderlich“, schon (fast) prophetisch wird. Dort schildert er wie Russland sich Teile der Tschechischen Republik einverleibt und den Westen, um ihn ruhig zu stellen, in einen Energiewürgegriff nimmt. Das Buch ist wohlgemerkt von 2011. 3 Jahre später, in unserer Realität, verleibt sich Russland Teile der Krim und der Ukraine ein und droht dem Westen mit obigem Energiewürgegriff, sprich Drosselung der Erdgaslieferungen an den Westen. Die Parallelen sind unübersehbar.
Seinem Heldenbild ist Asher in all den Jahren treu geblieben. Wie schon Ian Cormac im Polis Universum oder Sable Keech auf Spatterjay ist auch Alan Saul ein harter Knochen, ein zäher Hund mit dem nicht gut Kirschen essen ist. Wer sich ihm in den Weg stellt ist schon so gut wie tot. Dieser Umstand, plus die Art und Weise wie Asher den Tod der zahlreichen Komitee Agenten und Widerstandskämpfer schildert, machen das Buch mitunter zu einer harten, kompromisslosen und brutal anmutenden Kost. Aber genau das ist man ja von ihm gewohnt und nicht wenigen Lesern gefällt gerade das so gut an seinen Büchern. Da ist nichts weichgespültes oder halbherziges, der Tod ist nun mal eine ernste und nicht immer klinisch-saubere Sache. Und Asher hat auch keine Probleme damit, genau das dem Leser zu vermitteln.
Allerdings muss man auch gestehen, dass es Asher seinem Helden nicht gerade schwer macht. Vom Anfang der Geschichte an befindet sich Saul in Kontakt mit einer KI namens Janus. Diese ist nun wirklich für alle und jede Angelegenheiten die Lösung schlechthin, eine deus ex machina. Das nimmt für mich der Geschichte schon fast wieder den Reiz. Nachdem die KI in den Kopf von Saul implantiert wird, ist dieser nun wirklich unangreifbar und daher verwundert es mich als Leser auch nicht mit welcher Leichtigkeit die Argus Station erobert wird. Saul braucht keinen Plan, keinen Grips und kein Köpfchen – es reicht sein implantierter Computer. Ein bisschen zu einfach wie ich finde.
Die Ereignisse auf der Marsstation sind da schon ein wenig spannender. Obwohl man auch hier sagen muss, dass die „Guten“ von Asher mal wieder ein Heimspiel bekommen haben. Was bei Saul noch aufgrund der überragenden KI gelungen ist, ist hier einfach der Dummheit und der Unfähigkeit der Komiteemitglieder zu verdanken. Wie sonst kann es sein, dass sich vier Wissenschaftler gegen eine gutausgerüstete Schutztruppe so relativ mühelos durchsetzen können? Und was für ein Zufall, dass es sich bei den beiden Rebellen gegen das Komitee, auf der Erde und auf dem Mars, um ein Geschwisterpaar handelt.
Zu dem Schreibstil von Asher muss man nicht viel sagen, denn der hat sich nicht verändert. Hart und kompromisslos, aber auch wieder mal sehr technisch und wissenschaftlich. Für Computer und KIs scheint er ein großes Faible zu haben, ebenso für ausschweifende Erklärungen und Detailverliebtheit. Aber das mag ich an ihm. Seine Geschichten sind sehr dynamisch und haben für mich immer einen faszinierenden Hintergrund. Auch wenn es sich wie hier um einen eher dystopischen, aber sehr realistischen, handelt. Seine Helden sind mir sympathisch, selbst Saul, der nicht ohne Grund zu dem wurde was er heute ist. Sie sind hart und in der Regel Einzelkämpfer, ohne jedoch Eigenbrödler zu sein.
Auch wenn ich Das Komitee nicht unbedingt für Ashers besten Roman halte, ist er für mich doch recht kurzweilig und unterhaltsam. Der Wechsel zwischen den beiden Erzählebenen, Argus und Antares, sorgt zudem noch zusätzlich für Abwechselung in der Geschichte. Die Schauplätze sind gut gewählt und gerade in der Hoffnungslosigkeit der Situation und den damit einhergehenden deprimierenden Begleitumständen, liegt für mich eine gewisse morbide Faszination. Will ich wissen wie es weitergeht? Ja, definitiv.
Habe ich eigentlich schon gesagt das Asher einer meiner Lieblingsschriftsteller ist? Ach ja, ich vergaß.