Seth Dickinson
Die Verräterin - Das Imperium der Masken: Roman
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»Die Verräterin - Das Imperium der Masken: Roman« von Seth Dickinson
Das Imperium der Masken übernimmt Barus Heimat mit Hilfe des Handels. Langsam wird die Wirtschaft abhängig gemacht, ein Vertrag geschlossen und Hilfe zur Entwicklung des Landes angeboten. Den Kindern werden die moralischen Vorstellungen des Imperiums nahegebracht. Barus Väter und ihre Mutter warnen vor den Veränderungen, können aber nichts tun. Ein Vater Barus stirbt, offenbar weil das Imperium keine gleichgeschlechtliche Liebe akzeptieren kann. In dem Kind Baru reift die Entschlossenheit, die Fremden mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen. Sie besucht die neue Schule und tritt in den Staatsdienst der Masken ein. Ihre feste Absicht ist es, genug zu lernen, um das Imperium von innen heraus zu zerstören.
Zunächst einmal erhält sie eine Position als Reichsbuchhalterin in Aurdwynn. Hier riecht es nach Rebellion und Baru begreift es als ihre Aufgabe, die Rebellen zu identifizieren und sie zu bekämpfen, damit sie weiter aufsteigen kann in der Hierarchie des Imperiums. Sie wechselt ihre Verbündeten und gerät auf die Seite der Rebellen, die sie zum Erfolg führt.
Dieses Buch handelt von Politik, Intrigen und Verrat. Es handelt von einer Gesellschaft, die den perfekt funktionierenden Menschen züchten will und deshalb bestimmte "Erblinien" fördert und dabei andere an der Fortpflanzung hindert. Menschen werden dazu konditioniert, auf eine bestimmte Weise zu denken.
Es handelt von dem Versuch, das System von innen heraus zu vernichten und von der Vergeblichkeit dieses Versuchs. Es handelt von einem imperialistischen System, das Rebellionen brutal unterdrückt und Menschen, die vielleicht rebellieren könnten, dazu zwingt, im Dienste des Imperiums die Rebellen zu bekämpfen. Anderssein wird bekämpft, Homophobie ist Teil des Systems.
Die Geschichte geht unter die Haut und schmerzt gerade deshalb. Man will als Leser die Hauptfigur verstehen, vielleicht sogar mögen. Dies gelingt mit Baru nur zeitweise. Verrat ist allgegenwärtig, Verrat an ihr und von ihr. Indem sie das Imperium der Masken von innen heraus zerstören will, liefert sie sich ihm aus. Sie muss besser werden als andere Staatsdiener, um an den Hauptsitz der Macht, nach Falcest zu kommen. Sie wird perfekt in ihren Machtspielen, spinnt Intrigen, verrät viele Menschen, die ihren Aufstieg behindern. Macchiavelli hätte Freude an ihr gehabt. Und doch erliegt sie immer wieder der Illusion, sie könne sich rächen am System - irgendwann einmal, wenn sie die Hierarchie hochgeklettert sein wird. Dabei gehen ihr die Erinnerungen an ihre Familie und das Leben ihrer Kindheit verloren. Letztlich wird auch sie nur benutzt im Machtpoker der wahrhaft Mächtigen, des Komitees hinter der Maske des Throns in Falcest.
Der Autor nimmt einige offensichtliche Anleihen von faschistischen Systemen wie Nazi-Deutschland mit seiner Besessenheit von „Blutlinien“ und „Volksgesundheit“ und seinem homophoben Gedankengut. Das Ersticken auch des kleinsten Protestes, die Konditionierung, die teilweise an „1984“ erinnert, die totale Reglementierung – Baru liefert sich einem mörderischen System aus.
Einmal begonnen, konnte ich das Buch nicht mehr loslassen. Baru ist keine sympathische Person. Sie könnte Mitleid erwecken, wären ihre Handlungen im Ergebnis nicht grausam und tödlich für viele Menschen. Barus charakterliche Entwicklung verläuft nicht ganz stringent. Der Autor hätte die Figur noch durchgehender entwickeln, ihre Zerrissenheit noch stärker in den Vordergrund rücken können.
Trotz der kleinen Hänger ist die Geschichte fesselnd und intensiv erzählt. Viele der gewohnten Zutaten der Fantasy fehlen. Das Buch kommt ohne Magie und ohne phantastische Wesen aus. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.