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Sterling, Bruce

Brennendes Land

  • Autor:Sterling, Bruce
  • Titel: Brennendes Land
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:00 -
  • Preis:23.37 DM

 
»Brennendes Land« von Sterling, Bruce


Besprochen von:
 
Jill-Britt Ostwald
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Im Jahre 2044 sind die USA ein zerstörter und unregierbar gewordener
Staat, der von ganzen sechzehn Parteien regiert wird. Einzelne Städte
und sogar Bundesstaaten befinden sich in Privatbesitz. Die sogenannte
Informationsgesellschaft hat sich selbst eliminiert. Spionage ist etwas
völlig alltägliches, da Wanzen und Abhörgeräte für
jeden zugänglich und zudem noch spottbillig sind. Kurz gesagt: die
USA stehen vor dem politischen und sozialen Aus.
In dieser Zeit betritt Oscar Valparaiso die politische Bühne. Er
ist ein ehrgeiziger und äußerst engagierter Wahlkampfmanager,
der gerade seinem Kandidaten, dem Architekten Alcott Bambakias, einen
Platz im Senat verschafft hat. Auf der Suche nach einer neuen Aufgabe,
die Oscar mehr Macht verleihen kann, trifft er auf ein wissenschaftliches
Labor in Buna, Texas. Einige der fähigsten Wissenschaftler der USA
arbeiten dort an neuen Zukunftstechnologien. Schnell erkennt er, dass
das Labor in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen wird. Deswegen verhilft
er einer dortigen Wissenschaftlerin, der Nobelpreisträgerin Dr. Greta
Penninger, in die Position der Direktorin. Gemeinsam "säubern"
sie das Labor von Anhängern des Gouverneurs Green Huey, der die staatliche
Einrichtung als sein Eigentum betrachtet. Dieser geht auf immer aggressivere
Weise gegen sie vor und schaltete sogar seine eigene kleine Eingreiftruppe
ein. Dadurch wird das Labor zu einem innenpolitischen Problem, dem sich
der neue Präsident persönlich annimmt .Doch noch ahnt niemand
die wirkliche Bedeutung der Forschungsanstalt. Gouverneur Huey hat eine
bahnbrechende und unglaublich schreckliche Entdeckung im Bereich der Hirnforschung
gemacht und braucht das Labor, um sie zu verbreiten und auszuarbeiten.
Gleichzeitig haben die USA nicht nur mit innenpolitischen Problemen zu
kämpfen. Die Niederlande, deren Land droht im Meer zu versinken,
bekommen von den Amerikanern eine Kriegserklärung. Seit Jahrhunderten
droht wieder ein mit normalen Waffen geführter Krieg. Bisher wurden
alle Streitigkeiten über das Internet und die Medien geführt.
Inmitten dieser Entwicklungen tritt nicht nur das Gerücht auf, dass
der Präsident in Wahrheit ein niederländischer Spion ist, sondern
Gouverneur Huey fängt an seine fanatische Entdeckung in die Tat umzusetzen.
Und da ist natürlich auch noch Oscar Valparaisos persönliches
Problem, das ihm, neben seinem unermüdlichen Ehrgeiz, das Leben schwer
macht.
Der Texaner Bruce Sterling gilt als prominenter Vertreter des Cyberpunk,
eine Science-Fiction mit düsterer Grundstimmung, deren wichtigsten
Element Hightech und Untergrundorganisationen sind. Neben William Gibson
ist er der bedeutendste Autor des sogenannten Movement, einer Autorengruppe
der 80er Jahre. Für Sterling hat Science-Fiction die Mission politisches
Bewusstsein zu wecken und Vorgänge zu bewerten und zu verändern.
Sowie einen Ausgleich zwischen Technik und Gesellschaft zu schaffen.
Bruce Sterling kreiert eine unglaublich düstere Zukunft, in
der die Hälfte der US-Bevölkerung arbeitslos und obdachlos ist.
Alle alten Berufe sind durch das Internet und computergesteuerte Systeme
überflüssig geworden. Es herrscht die totale Überwachung.
Doch die alten Machtgefüge und Intrigen der Politik arbeiten wie
geschmiert. Und darum geht es auch hauptsächlich in diesem Buch:
Politik. Sterling führt die Macht der Politik auf die Spitze und
schafft es ganz nebenbei auch noch zu zeigen welche Zukunft uns erwartet
solltet wir mit den Ressourcen unserer Erde nicht schonender umgehen.
Er untermauert seine Zukunftsvisionen mit halbwissenschaftlichen Tatsachen,
so dass die Geschichte durch und durch plausibel erscheint. Auch die Darstellung
der einzelnen Charaktere ist sehr gelungen. Allerdings fehlt es dem Buch
an Dynamik, so dass phasenweise die spannende Geschichte in den Hintergrund
tritt und politische Finessen und Winkelzüge zu sehr in den Vordergrund
kommen. Auch hätten einige Aspekte der Zukunft, wie die Netzwerksysteme
der Regulatoren und Moderatoren näher erklärt werden können.


Alles in allem ist die Geschichte dennoch spannend und besonders
gegen Ende voller neuer überraschender Wendungen und Enthüllungen.

Ich bewerte das Buch mit 6-7 Punkten.
 


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