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Tad Williams

Das Herz der verlorenen Dinge: Ein Roman aus Osten Ard


 
»Das Herz der verlorenen Dinge: Ein Roman aus Osten Ard« von Tad Williams


Besprochen von:
 
Korlat
Deine Wertung:
(4)

 
 

Vor mehr als zwanzig Jahren hatte ich den vierten Band der Saga um Simon, den Küchenjungen und all die anderen liebgewonnenen Figuren zugeklappt. Vier spannende Romane lagen hinter mir, eine tolle Fantasy-Geschichte war erzählt und ich war zum Tad Williams Fan geworden. Ich war gespannt, ob das vorliegende Buch, das den Wiedereinstieg nach Osten Ard darstellen sollte, an diese alte Erinnerung anknüpfen konnte.

Der Inhalt ist schnell erzählt. Nach der Niederlage der Heere der Nornen unter Königin Utuk’ku und dem untoten Sturmkönig Ineluki ziehen sich deren versprengten Truppen nach Norden zurück. Mit sich führen sie den Sarg und das Trauergefolge des Generals Ekisuno. Ihr Rückzug wird dadurch sehr verlangsamt, sie müssen in der alten, fast verfallenen Wirrwurzelfestung Zuflucht suchen. Mit Hilfe einer Entsatzgruppe aus Nokkiga, ihrem Hauptort, können sie entkommen und weiterfliehen. Aber auch in Nokkiga ist ihre Lage nahezu aussichtslos. Die Menschen sind viel zu zahlreich und zu sehr entschlossen, ein für alle Mal der Bedrohung durch die Nornen ein Ende zu machen. Lest selbst, was am Ende geschieht.

Nachklapp und Vorbereitung zugleich, ein Warmschreiben des Autors, ein Versuch, neue frische Perspektiven in die Geschichte zu tragen – dieses Gefühl hatte ich beim Lesen. Interessante Sichtwechsel zwischen den Menschen und den Nornen liefert Tad Williams. Die alten Bände werden fast ausschließlich aus der Sicht der Menschen erzählt. Nun bekommen auch die Nornen Gesichter und Stimmen. Wir lernen einzelne, unterscheidbare Personen kennen, die sich plötzlich nicht mehr alle als Teil der „Bösen“ betrachten lassen.

Besonders die Auseinandersetzung der Traditionalisten und der etwas mutiger Eingestellten angesichts der Gefahr ist interessant geschildert. Die Struktur der Gesellschaft und die Geschichte des Volkes wird zu Beginn jeden Kapitels von einer Chronistin erzählt.

Wir lernen einige andere Protagonisten bei den Rimmersmännern kennen. Nur Herzog Insgrimur und Sludig sind aus den früheren Büchern bekannt. Viele weitere Namen stehen nun in den Pesonenlisten am Ende des Buches und alle Namen tragen ein Gesicht und haben eine Geschichte.

Viele Informationen liefert dieser Band. Personen-, Orts- und Sachenlisten, Karten und erste Leseproben zum ersten Band der neuen Osten Ard-Geschichte ergänzen das für Tad Williams-Verhältnisse wahrlich schmale Buch.

Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Für alle, die Osten Ard geliebt haben – und ich zähle mich zu ihnen – tut es gut, wieder dort zu sein. Einige Optionen sind am Ende offen. Erstarken die Nornen trotz der verheerenden Niederlage wieder? Bauen sie wirklich ihr altes Gesellschaftssystem um, um weiter bestehen zu können? Wacht ihre Königin wieder auf aus ihrem Heilschlaf? Gehen Menschen und Sithi eine engere Beziehung ein oder leben sie weiter neben einander her?

Im Herbst erscheinen die ersten beiden Bände der deutschen Ausgabe. Bestimmt werden einige der Fragen dort gestellt. Ob sie beantwortet werden? Wohl erst im letzten Band. Tad Williams wird seine Geschichte, wie immer, ausführlich vor uns ausbreiten. Und ich beabsichtige, jede Seite zu genießen.


 


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