Thiessen, Mirko Die Rückkehr des Wolfes 2
Die Stadt des Drachen
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»Die Stadt des Drachen« (Die Rückkehr des Wolfes 2) von Thiessen, Mirko
Bücher, die im Book on Demand Verfahren produziert werden geniessen bei Buchhändlern und auch Lesern einen, nun sagen wir einmal etwas zweifelhaften Status. Viele sagen diesen Titeln nach, dass es sich um Werke handeln würde, die niemals ihren Weg bei einem der kommerziellen Verlage gemacht hätten, da die gebotene Qualität doch arg zu wünschen übrig liesse.
Doch auch unter diesen Büchern gibt es immer wieder Erzählungen, die diese Unterstellung Lüge strafen. Mirko Thiessen's Roman, der des Umfangs wegen in zwei Bücher gesplittet wurde, gehört zu diesen Ausnahmen.
Der Fischerjunge Vami lebt sein eintöniges Leben mitten dem seit Jahrhunderten von der Aussenwelt abgeschotteten "Geheimen Reich". Obwohl dieses Königreich dem Staatenbund angeschlossen ist, weiss keiner der in der Aussenwelt lebenden wo sich dieses Herrschaftsgebiet versteckt. Den Bewohnern des Sumpfreiches ist es streng verboten ihre Heimat zu verlassen, einzig die Ritter des Landes, die als beste ihres Standes weltweit Achtung geniessen, dürfen hinausziehen. Doch auch Vami treibt die Neugier. Nichts hält ihn mehr, sein Wissensdurst wird übermächtig. An der Grenze des Reiches angekommen wird er Zeuge, wie sein König hinterrücks ermordet wird. Vor seinem Tod aber übergibt der sterbende Monarch Vami sein Zauberschwert und entsendet den Jungen nach Draconia, dem Imperator von dem Verrat zu berichten. In anderen Handlungssträngen wird das Ausmass des Verrats deutlich. Es ging nicht um den Tod des einen Königs, die Welt, wie wir sie kennen lernen soll umgestaltet werden. Reiche werden zerstört, Kriege überziehen die Länder, dunkle Magie wird beschworen, nur um nach Jahrhunderten Rache für ein von den Alben begangenes Unrecht zu üben.
Zunächst ging ich, ich muss es zugeben ein wenig zögerlich an die Lektüre. Mir schwante, dass ich einen neuen, allenfalls lauwarmen Aufguss des „Herrn der Ringe“ vor mir liegen hatte. Doch diese Befürchtungen verloren sich bald. Mit dem sympathisch gezeichneten Vami wurde ich recht schnell warm, und ich ging davon aus, dass mir hier eine Geschichte im Stil von David Eddings oder Dave Duncan erwarten würde. Doch wieder lag ich falsch als ich annahm die Handelnden früh durchschaut zu haben. Zwar bleibt Vami die gesamte Handlung hindurch ein Sympathieträger, aber der zunächst präsentierte Widerpart, Prinz Maidetrin entwickelt sich im Verlauf der Geschehnisse vom verzogenen Antihelden zu einem nachvollziehbaren Charakter, der letztlich auf der Seite unserer Helden eingreift. Auch lief der Plot zum Ende hin von Vami fort und zu anderen Handlungsträgern hin. Auf seiner Internetseite www.mirko-thiessen.de hat der Autor seine umfangreiche Pseudohistorie um die Welt Elva dem Leser zur Verfügung gestellt. Zu Beginn hatte ich aber meine Probleme mit der Lektüre. Die unterschiedlichen Handlungsstränge schienen nicht miteinander zu tun zu haben, der grosse Zusammenhang blieb lange, fast zu lange verborgen. Immer wieder wechselten die Handlungsträger und Schauplätze. Dies war, gerade zu Anfang ein wenig verwirrend. Dass es dem Autor trotzdem gelang mich bei der Stange zu halten, spricht für ihn. In einer stilistisch recht ansprechenden Form präsentiert er uns seine bis zum Finale hin geheimnisvolle Handlung. Immer wieder gibt es unerwartete Wendungen, scheibchenweise lüftet sich der Schleier um die Geheimnisse der Vergangenheit, die den Angriff begründeten. Die drohende Vernichtung der bekannten Welt scheint unabwendbar. Zu übermächtig ist der Gegner um diesen letztlich besiegen zu können. Dass uns dennoch ein Happy-End erwartet ist insoweit überraschend. Dieses versöhnliche, jedoch für mich nicht ganz nachvollziehbare und damit nicht folgerichtige Finale war denn auch der einzige wirkliche Bruch im Roman. Ansonsten erwartet den Leser, nach einer gewissen anfänglichen Gewöhnungsphase eine umfassend durchgeplante Fantasywelt abseits der gewohnten Tolkienesquen Plagiate mit einer eigenständigen Handlung.Gegenwärtig arbeitet der Autor an einem neuen Roman der BUND DER RABEN betitelt ist. Eine Fortsetzung des Wolfromanes ist nach eigenen Angaben nicht geplant.