Uschi Zietsch
Die Chroniken von Waldsee
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»Die Chroniken von Waldsee« von Uschi Zietsch
Rowarn war schon immer ein Außenseiter und ihm wurde stets mit Misstrauen begegnet. Nicht zu wissen, wer er ist, nagt an ihm. Seine Andersartigkeit und seine Wutausbrüche lassen ihn oft an seiner Menschlichkeit zweifeln.
Als die schöne Anini sich für ihn interessiert, kann er daher sein Glück kaum fassen. Doch als er nach der gemeinsam verbrachten Nacht aufwacht, liegt die junge Frau blutüberströmt neben ihm, bestialisch ermordet. Es ist klar, dass der Verdacht sofort auf den Außenseiter fällt, niemand anderem traut man so einen Mord zu.
Zu Rowarns Glück, kommt ein Trupp Ritter in das abgelegene Tal, um seine Zieheltern zu besuchen. Die Kämpfer untersuchen den Tatort, folgen den vorhanden Spuren und finden schon bald ist den wahren Täter Eine Horde Dämonen hat sich im Tal niedergelassen. Ein erstes Anzeichen dafür, dass der ewige Krieg auch langsam Einzug in diesen abgelegenen Teil von Valia hält. Fürst Noirun Ohneland und Kriegskönig Olrig von den Zwergen sind gekommen, um die Zieheltern Rowarns um Hilfe und Unterstützung zu bitten.
Schattenläufer und Schneemond gehören zu dem Volk der Velerii, eine der Ältesten Rassen auf Waldsee . Mit der Ankunft der Ritter gerät das Leben Rowarns völlig aus den Fugen. Er erfährt, wer seine Mutter ist und welches Schicksal ihm bevorsteht. Nun muss er das abgeschiedene Tal und alles, was er kennt, verlassen, um seiner Bestimmung zu folgen und Waldsee vor den Schatten zu bewahren.
Kommentar:
Dies ist lediglich eine sehr kurze Zusammenfassung des Inhalts. Einerseits ist es Uschi Zietsch gegenüber nicht fair, über alle drei Bände zusammenfassend eine Rezension zu schreiben, andererseits verdeutlicht es, dass die Chroniken von Waldsee idealerweise nur als Gesamtwerk zu lesen sind. Die Bände gehen nahtlos ineinander über, es wird auf Rückblicke und Wiederholungen verzichtet und alles wirkt wie aus einem Guss. Ideal für so lesehungrige High Fantasy Leser wie ich einer bin.
Kriegskönig Olrig mit seinem derben Humor und der Fürst Ohneland mit seiner ritterlichen Art nehme sich des Jungen an und erziehen ihn zu dem Mann, der er sein muss, um Waldsee zu retten. Zu diesen Gefährten gesellen noch weitere beeindruckende Figuren. Mein Liebling ist Graum, der Schattenluchs, der treue Begleiter des Visionenritters Angmor.
Der Einfallsreichtum der Autorin kennt keine Grenzen und die erstaunlichsten und seltsamsten Wesen bevölkern Waldsee. Da gibt es bockfüßige Runi, geflügelte Daranil, menschenähnliche Sentrii, Fuchsgeister und natürlich Rowarns Zieheltern, die Velerii, die wohl am ehesten mit Zentauren zu vergleichen sind. Waldsee gehört zum Träumenden Universum, schon 1986 veröffentlichte die Autorin einen Roman, der in diesem Universum spielte. Viele weitere sollten folgen.
Es ist heutzutage sehr schwierig, in der Flut an Fantasy Veröffentlichungen Geschichten zu finden, die nicht von Herr der Ringe oder Games of Thrones beeinflusst wurden oder nur ein Abklatsch davon sind.
Uschi Zietsch ist ein beeindruckendes und absolut spannendes Werk mit innovativen Ideen gelungen, das von der ersten bis zur letzten Seiten fesselt. Die drei Bände: Dämonenblut, Nachtfeuer und Perlmond erzählen den Lebensweg Rowarns vom jungen Mann zu einem Idol und Helden. Ein Mensch, der trotz aller Intrigen und Anfeindungen seinen Prinzipien treu bleibt und sich stets an die Lehren seiner Muhmen hält. Angst und Unsicherheit sind sein ständiger Begleiter doch gerade diese Gefühle sind es, die ihm bei seiner Entwicklung helfen. Die Autorin übertreibt nichts sondern lässt den Figuren Zeit und Raum, sich zu entwickeln. Keine der Protagonisten wirkt langweilig oder eindimensional, sie alle wurden im Laufe ihres Lebens vom Schicksal geprägt und sind nun so, wie sie sind. Arlyn mit ihre Güte, Angmor mit seiner Unnahbarkeit, Noirun mit seiner Ehrenhaftigkeit oder Olrig mit seinem Humor und seiner Poesie, sie alle wachsen dem Leser ans Herz. Wie Olrig Rowarn stets Baumäffchen nennt ist einfach herrlich, auch wenn sich der jungen Krieger bald den Respekt aller verdient hat, bleib es stets bei diesem Spitznamen, der auf die erste Begegnung der beiden Männer zurück zu führen ist.
Die Figuren wirken beseelt und lebendig . Viele sind ambivalent und auch der Gegenspieler Femris handelt keineswegs nur aus Boshaftigkeit. Er folgt genauso seiner Bestimmung wie Rowarn und glaubt sich, ebenso wie dieser, im Recht. Und im Laufe der Geschichte zeigt sich, dass seine Ansichten durchaus verständlich sind. Den Leser dazu zu bringen, auch Verständnis für die Bösen aufzubringen, ist eine Meisterleistung der Autorin, die damit verdeutlicht, dass nicht alles nur schwarz oder weiß sein muss, sondern Licht nicht ohne Schatten existieren kann. Nur wenn es schwarz gibt, weiß man die Farben des Regenbogens zu schätzen. In dieser Welt haben sogar die Dämonen eine Wahl, sich für den Regenbogen zu entscheiden. Niemandes Rolle ist festgelegt, nichts ist in Stein gemeißelt. Doch alles passt am Schluss genau an seinen Platz und wird abgerundet. Der Abspann am Ende von Perlmond ist die Sahne auf dem Dessert und bildet einen krönenden Abschluss.
Neben dieser spannenden, in sich abgeschlossenen Trilogie, gibt es noch weitere Bände zu den Chroniken von Waldsee. Der Roman: Der Stern der Götter wurde schon 1989 veröffentlicht, die Bände Nauraka und Frygar folgen 2009 und 2011. Und es werden wohl, zur Freude aller Leser, noch weitere Bände folgen.
Ich habe die Softcoverausgaben von Bastei Lübbe gelesen , mittlerweile gibt es aber eine limitierte Luxusausgabe über 1279 Seiten feinster High Fantasy, die einfach wunderbar aussieht. Ein Schatz für alle Sammler.
Ich könnte noch viel zu dieser fesselnden Trilogie schreiben. Aber ich empfehle lieber jedem Fantasy Fan, die Bücher zu lesen, statt sich mit einer Rezension zufrieden zu geben, die einfach nicht genug über das Werk aussagen kann.