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Bentley Little

Böse

  • Autor:Bentley Little
  • Titel: Böse
  • Serie:
  • Genre:Horror
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Bastei Lübbe (Bastei Verlag)
  • Datum:07 August 2009
  • Preis: EUR

 
»Böse« von Bentley Little


Besprochen von:
 
D. Eisenhart
Deine Wertung:
(4)

 
 
Im verschlafenen Städtchen Willis beginnt für die Familie Albin ein heißer Ferientag. Alles scheint völlig normal, doch dann der Schock: Der allseits beliebte Postbote Bob Ronda hat sich das Gehirn weggepustet. Niemand weiß, was diesen Mann so sehr belastet haben könnte, dass er sich gezwungen sah, sein Leben zu beenden.
Bereits auf Bob Rondas Beerdigung ist er da, der neue Postbote. Doug Albin weiß sofort: Irgendetwas stimmt nicht mit diesem Kerl. Und er hat Recht, mit John Smith ist das Böse nach Willis gekommen - und niemand kann ihm entgehen. Denn er ist der Postbote, er kommt zu jedem Haus in der Stadt...

Was sich eigentlich so banal und alltäglich anhört, hat Bentley Little zu einer wirklich grauenerregenden Geschichte verwandelt. Aber das Grauen ist nicht von Anfang an da, eine Weile kann man sich einreden, dass Doug die anfangs harmlosen Ereignisse in Willis überinterpretiert, weil er wegen Bob Rondas Selbstmord noch immer unter Schock steht. Aber das leise Unbehagen wandelt sich dann schnell in echte Gänsehaut und bald hasst man den neuen Postboten genauso leidenschaftlich wie Doug und die anderen Einwohner von Willis.

Das Grauen ergibt sich letztlich aus zwei Dingen: Zum einen kann man dem Postboten nicht entgehen, denn jeder bekommt Post. Immer. Und wenn es nur die verhasste Werbung ist. Man ist ihm also ausgeliefert. Zum anderen ist es den Einwohnern von Willis ab einem bestimmten Punkt nicht mehr möglich, die Stadt zu verlassen. Die Gründe dafür sind nicht unbedingt völlig stichhaltig, aber bei mir kam es während des Lesens so an, als hätten sich Dougs Nachbarn in ihr unausweichliches Schicksal ergeben und brächten nicht mehr die nötige Kraft auf, um einfach wegzufahren. Das erschien mir im Kontext auch wirklich schlüssig - eine ganze Stadt ist paralysiert.

Als Kritikpunkt empfinde ich, dass die Geschichte wahrscheinlich nur bei Leuten über dreißig funktioniert. Wer sich nicht mehr an Zeiten erinnern kann, in denen niemand ein Mobiltelefon hatte, oder in denen es weder Email, noch Internet, noch Online-Banking gab, kann sich wahrscheinlich nicht vorstellen, wie viel Unbehagen es einem früher bereiten konnte, wenn das Telefon ausgefallen ist. Warum das so ist, wird klar, wenn man die englische Wikipedia zu Rate zieht: "The Mailman", wie das Buch im Original heißt, ist eigentlich Littles Debütroman und erschien in Amerika bereits 1991.

"Böse" unterscheidet sich von den anderen Littles, die ich bisher gelesen habe, da man reichlich eindeutige Horror-Elemente vorfindet. Es gibt recht blutige Szenen, abgetrennte Gliedmaßen und grausige, detaillierte Beschreibungen von Leichen. Definitiv nichts für schwache Nerven, aber der Autor übertreibt es nicht, die Splatter- und Ekelszenen nehmen nicht den ganzen Raum ein. Also nichts, was man in einem Horrorroman nicht eigentlich sowieso erwarten sollte.

Das Ende, beziehungsweise die Auflösung von "Böse" ist meiner Meinung nach so genial wie einfach, wodurch die ganze Story abgerundet wird. Aber dazu muss sich wohl jeder Leser selbst eine Meinung bilden. Mich stört es in einem Horrorroman beispielsweise nicht unbedingt, wenn nicht alle Fragen bis ins letzte Detail geklärt werden, solange die Handlung und das Finale logisch zusammenpassen und das Ganze nicht zu abgedreht wird.

Da dieses Buch in Deutschland bereits 2009 erschienen ist und es nur eine Auflage gab, ist es leider nur noch gebraucht zu bekommen, was ich ein wenig schade finde. Nicht jedes Buch von Bentley Little, das ich bisher gelesen habe, war ein absoluter Knaller, manche haben eindeutig ihre Schwächen. Aber ich finde, dass er ein toller Erzähler mit großartigen Ideen ist, und würde mir wünschen, dass er in Deutschland ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekäme.

Als Fazit bleibt zu sagen: Wer dieses Buch gelesen hat, wird den Postboten auf jeden Fall für immer mit anderen Augen sehen...
 


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