Richard Schwartz Die Götterkriege 1
Die Rose von Ilian
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»Die Rose von Ilian« (Die Götterkriege 1) von Richard Schwartz
Mit „Die Götterkriege“ fängt eine neue Abenteuerserie aus der Feder von Richard Schwartz an, die die Ereignisse nach „Das Geheimnis von Askir“ fortsetzt und den offenen Konflikt der Anhänger der „guten“ Götter mit dem Nekromantenreich und seinem im Auferstehen begriffenen dunklen Gott Omagor.
Nachdem Havald hinterrücks ermordet wurde , liegt sein Körper im allerheiligsten des Soltar-Tempels aufgebahrt, doch es scheint so als würde er sich zu sterben weigern. Seine Wunden schließen sich auf wundersame Weise, dennoch erwacht er nicht. Der Priester Gerlon sieht in einer göttlichen Vision, dass Havald erwachen wird, sobald er das Schwert Soltars in den Händen hält. Und er würde es ihm überbringen. Währenddessen rüstet sich Leandra, die nun offiziell die Königin Illians ist für die Reise in die Hauptstadt Illians, um den Thron für sich zu beanspruchen. Doch ist eine solche Reise im vom übermächtigen Gegner besetzten Reich nahezu unmöglich. Also ersinnt sie den, Plan mittels eines magischen Tors dorthin zu reisen. Die zauberkundige Eule Asela, die noch das alte Können besitzt, kann ihr dorthin ein Tor berechnen. Dumm nur, dass der magische Strom nicht mehr durch Illian fließt und damit die nötige Kraftquelle für das Tor fehlt. Daher geht Leandra auf die Queste, um die magischen Ströme in die nötigen Bahnen zu lenken. Und das, wir erinnern uns, ist zumeist mit einem Tempel des Winterwolfs verbunden – der unzugänglich vor den Augen der Sterblichen verborgen ist. Begleitet wird Leandra von einer halben Lanze imperialen Elitesoldaten der 2. Bullen, die die neue Kaiserin Desina ihr mitgeschickt hat, unter dem Kommando des Lanzenmajors Blix und seiner rechten Hand Grenski. Ebenfalls im Boot sind die Dunkelelfe Zakora und Bruder Gerlon, der seinen Schwertquest zu erfüllen hat. Sie alle erwartet eine gefahrenvolle Reise und die Begegnung mit dem Sohn des Nekromantenkaisers, den Fürsten Corvulus, der sie mit seinen dunklen Kräften bekämpfen wird. Mit Leandra hat er etwas Besonderes im Sinne ... natürlich verheißt das nichts Gutes.
Das unbestreitbare Lesevergnügen, das mir das Buch bereitet hat , zeigt sich von typischen Schwartz-Marotten durchwachsen, auf die ich noch später näher eingehen werde. So kann ich über das letzte Drittel des Buches nur das Beste sagen, in der Mitte ist das Buch durchschnittlich und der Anfang gestaltes sich, obwohl gekonnt erzählt, gehörig holprig. Immerhin steigert sich das Buch in seinem Verlauf und kann die anfänglichen Schwächen zum Ende hin überwinden und belohnt schließlich den Leser mit einem actiongeladenen Ende.
Schwartz ist ein routinierter Erzähler der Ereignisse einer guten Rollenspielerunde zu einem guten Fantasybuch schnüren kann. Und genau hier sehe ich seine Achillesferse, denn der Aufbau der Storyhäppchen gleicht unverkennbar einer Rollenspiel-Queste. Stringent wird eine Aufgabe der Heldenparty gestellt, mit ihren Fähigkeiten überwinden sie die auftauchenden Hindernisse und gehen schließlich siegreich aus der gemeisterten Aufgabe hervor. Trärärä – Fanfarengeschmetter und Happy End. Danach kommt eine weitere Queste nach diesem Strickmuster, noch eine und noch eine, wie die Perlen in einer Kette aufgereiht. Und leider fügen sich diese Häppchen nicht immer zu einer Gesamtstory, sonder bleiben gerade anfangs holprig und episondenhaft. Hier hätte sich der Autor mit den Übergängen zwischen den Ereignissen mehr Zeit lassen sollen, um einen flüssigen, für den Leser weniger wahrnehmbaren, Übergang zu erarbeiten.
Auch sehe ich den Einsatz der Götterschwerter kritisch. Zwar sollten diese angeblich äußerst rar sein, doch hat es offenbar jeder zur Hand, wenn er gerade eins braucht. Diese besonderen Waffen tauchen in der Story geballt auf, was sie gar nicht so besonders und rar erscheinen lässt. Mal hat es dieser, dann jener, dann wird eines verloren, dann wieder tauchen mehrere Schwerter gleichzeitig auf. Schließlich kommen die Schwerter in gänzlich neue Hände. Das ist etwas verwirrend, wie eine überdrehte französische Verwechslungskomödie, nur mit Schwertern anstatt von Menschen, der man nur mit Mühe folgen kann. Für die nächsten Bände wünsche ich mir weniger Schwertverlegerei. Und wenn wir schon bei seltenen Gegenständen sind, sehe ich auch bei der Auferstehung der Toten ein Gewürz, das gut abgeschmeckt werden muss. Es ist keine gute Idee dauernd irgendwen vom Tod zurückkehren zu lassen. Das entwertet den Tod als etwas Endgültiges und nimmt der Erzählung das Gegengewicht zu den netten Ereignissen. Das ist so als würde man bei einem Musikstück die Bässe weglassen. So klingt das dann gehörig schwächer. Ich nehme daher den Tod in Schwarzs Erzählung nicht mehr für voll. Wenn einer der Helden über den Jordan geht, denke ich mir „Der kommt später doch eh wieder“.
Aber Schwartz ist nun mal Schwartz und man liest ihn, weil man ihn liest. Die Schwächen kann man nickend überlesen und sich auf die erzählerische Wärme und die Highlights freuen.
Warum das Buch nun zu einer neuen Serie gehören soll, erschließt sich mir nach der Lektüre nicht. Es ist eine klare Fortsetzung der Askir-Reihe, die man ohne die vorangegangenen Bände nur schwer lesen könnte. Dahinter vermute ich Marketinggründe, um vielleicht neue Leser für die Serie zu gewinnen. Die sporadischen Erklärungen, die anfangs vorgebracht werden, können jedoch die Wissenslücken neuer Leser nur unzureichend füllen.
Fazit
Es ist ein typischer Schwartz-Askir-Roman geworden, wie ihn die Fans mögen werden und daher beherzt zugreifen können. Ein Buch voller Geheimnisse, wahrer Freunschaft und den fiesesten Gegnern, die man sich vorstellen kann. Neueinsteiger lege ich nahe mit „Das Geheimnis von Askir“ anzufangen, um keine vorangehenden Ereignisse zu verpassen, denn die neue Serie knüpft daran nahtlos an.