Christoph Lode Pandaemonia 1
Der letzte Traumwanderer
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»Der letzte Traumwanderer« (Pandaemonia 1) von Christoph Lode
In der Metropole Bradost kämpft der Waisenjunge Jackon als Schlammtaucher um sein Überleben. Er bekommt kaum noch Geld für seine mageren Funde und wird sogar von Seinesgleichen vertrieben, da er angeblich in ihren Träumen herumspaziert. Nachdem er von einem Anwohner der Gegend angegriffen wurde und seine ganzen Habseligkeiten im Fluss verloren hat, kommt der Krähenmann Corvas zu ihm und bringt ihn zu der berüchtigten Lady Sarka. Diese hat die alte Regierung durch ihre Terrorherrschaft abgelöst und wird von einigen gefährlichen Wesen beschützt. Jackon ist einer der wenigen Traumwanderer und darum äußerst wertvoll für sie. Besonders, da die Alben im Begriff sind, die Welt der Menschen zu verlassen. Der Alb Lucien ist einer der wenigen, die zurückbleiben. So nimmt die Lady ihn auf und hilft ihm bei der Ausbildung seiner Fähigkeiten. Bald befreundet er sich mit Liam, einem Jungen, der den letzten Wunsch seines Vaters erfüllen will, nachdem dieser von Corvas ermordet wurde: das gelbe Buch von Yaro D’ar finden. Doch beide wissen nichts von der Vergangenheit des Anderen.
Meinung
Passend zum Inhalt, sieht man auf dem Cover im Hintergrund Luftschiffe und Silhouetten einer Stadt. Auf den ersten paar Seiten hat mich Bradost mit seinen Kanälen lebhaft an Neil Gaimans „Niemandsland“ erinnert, und tatsächlich sagt Lode im Interview im Anhang, dass er den Autor kennt. Die Pandaemonia-Reihe versammelt eine Vielzahl bekannter Gestalten wie Alchemisten, Incubi, Alben, Homunculi, aber auch weniger bekannte wie Spiegelmänner und Traumwanderer. Lode entführt uns in eine lebendige, düstere Welt mit Steampunk-Flair, die er sehr bildhaft zu beschreiben vermag.
Die Bewohner von Bradost wissen kaum von der Magie und den magiebegabten Wesen, doch die Hauptfiguren bewegen sich ständig unter ihnen. Es gibt nicht nur die alltägliche Welt, sondern auch die Stadt der Träume, in der jeder Mensch ein Seelenhaus besitzt, und das Reich der Dämonen, von dem wir hier jedoch noch wenig erfahren. Wir folgen den zwei Menschenjungen und dem philanthropen Alben durch die Metropole, beobachten die Geschehnisse im Schloss der Lady Sarka und bei den Alben.
Die Bezeichnung „All-Age-Fantasy“ ist äußerst zutreffend: Die Handlung ist wie die Sprache weder zu komplex noch zu simpel. Die Charaktere sind weniger komplex und deutlich eingeteilt als gut oder böse, zumindest Liam und Jackon haben aber auch eine eigene Geschichte. Dadurch wachsen sie einem genug ans Herz, dass man mit ihnen mitfiebert. Lady Sarkas mit ihren Motivationen und Plänen bleibt das ganze Buch über schleierhaft, dies sorgt aber auch dafür, dass sie mysteriös wirkt und Neugier weckt. Mehr als die Figuren hat mich die Atmosphäre beeindruckt, die Lode zu schaffen vermag und die Anschaulichkeit seiner Sprache.
Inhaltliche Schwächen sind schwer zu finden in dem Roman. Es kam mir allein etwas merkwürdig vor, dass ein fünfzehnjähriger Junge, der im Armenviertel lebt, so gar keine Ahnung von Lady Sarkas Terrorherrschaft hat, für ihn ist sie einfach seine Wohltäterin.
Der Roman kann nicht alleinstehend gelesen werden. Am Ende bleiben alle Fragen offen, doch man ahnt, wohin die Reise weitergeht.
Ich bin auf jeden Fall gespannt auf den Rest der Trilogie und kann sie jeder Altersgruppe ab ca. 12 Jahren ans Herz legen.
Fazit
Während die Figuren und ihr Hintergrund eher wenig ausgearbeitet sind, kann der Auftakt der Pandaemonium-Trilogie mit einer düsteren, atmosphärischen Welt und einer spannenden Geschichte aufwarten.