Cynthia Hand Unearthly 1
Dunkle Flammen
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»Dunkle Flammen« (Unearthly 1) von Cynthia Hand
Die sechzehnjährige Clara ist ein Quartarius, sprich zu einem Viertel Engelblut, denn ihre Mutter, ein Halbblut, hat einen sterblichen Mann geheiratet. Sie hat Flügel, mit denen sie theoretisch fliegen kann, Sprachkenntnisse, die jeden Dolmetscher neidisch machen und den sogenannten Göttlichen Glanz, der sie in peinliche Situationen bringt, wenn er ungefragt ein Glühwürmchen aus ihr macht. Als Engel muss sie eine Aufgabe erfüllen, und die immer wiederkehrenden Visionen von einem Waldbrand sollen ihr den Weg zu ihrer Erfüllung weisen. So zieht sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in das idyllische Wyoming, um mehr über Christian herauszufinden, den Jungen, den sie retten soll. Während sie mehr über sich selbst lernt und ihre eigenen Fähigkeiten entwickelt, findet sie neue Freunde wie auch Feinde. Da sind Halbblut Angela, Wendy und ihr Bruder, ein athletischer Sunnyboy, der sie in einem fort aufzieht. Und natürlich ist da Christian, der aber dummerweise schon eine Freundin hat. Über dem Alltag an einer (fast) gewöhnlichen High School steht die Frage, ob Clara ihre Aufgabe bestehen wird.
Meinung
„Unearthly“ ist flüssig zu lesen, in einfacher, sehr deskriptiven Sprache gehalten und hat klar die Zielgruppe jugendliche Mädchen. Die Geschichte ist aus der Sicht Claras geschrieben und beinhaltet neben einigen paradiesischen Landschaften viel wörtliche Rede und Gefühlsbeschreibungen – ob man das Buch mag, hängt also zu einem großen Teil davon ab, wie sympathisch einem die Erzählerin ist. Zum anderen muss man dem ewig wiederholten Muster einer Dreiecksbeziehung etwas abgewinnen können. Ersetze geheimnisvollen Glitzervampir durch Strahleengel und Wolf durch waschbrettbäuchigen Cowboy, voilà.
Die Hauptfigur Clara ist mit Superkräften und besonderer Schönheit ausgestattet und es fehlt ihr nicht an Selbstvertrauen, auf der Negativ-Seite wären da ihre fehlende Reife, Selbstbezogenheit und Eitelkeit. Insgesamt ist sie nicht besonders vielschichtig oder tiefgründig; sie ist vor allem an ihrem Aussehen, ihrer Beliebtheit und Jungen interessiert. Ihre Sprache reflektiert ihre Oberflächlichkeit, denn an Jungs fällt ihr vor allem auf, wie „heiß“ sie sind.
Tucker stammt aus der „Cowboy-Fraktion“, er ist lässig und natürlich, ein sportlicher Überflieger und bei allen beliebt. Er ist vermutlich der Charakter, mit dem ich am meisten anfangen konnte, auch wenn er etwas zu fehlerlos daherkommt. Seine und Claras Beziehung war dynamisch und nachvollziehbar, wenn auch nicht gerade das Rad neu erfunden wurde. Claras Schwärmerei für Christian konnte ich dagegen überhaupt nichts abgewinnen. Christian ist fast schon der Prototyp eines eindimensionalen, flachen Charakters, denn abgesehen von seiner gottgleichen Perfektion erfährt man fast nichts über ihn. Das ist vermutlich auch der Grund, warum sich mir bei Begegnungen von Clara und ihm die Nackenhaare aufgestellt haben – die Spannung dieses ewigen – ich schaue ihn an, er schaut mich an usw. ist mir völlig entgangen. Ganz hoch auf meiner Liste des Grauens steht die erste Begegnung von Clara und Christian: sie fällt aufgrund ihrer Vision in Ohnmacht, kommt wieder zu sich, um vom ihm (mühelos, als wäre sie eine Feder) hochgehoben und zur Krankenschwester getragen zu werden. Natürlich ist er ganz Gentleman und duftet himmlisch... Klischee lässt grüßen! Mein erster Platz: „Ich schaue in seine goldgesprenkelten Augen. Diesmal ist er mir so nah, dass ich seinen herrlich männlichen Duft wahrnehme. Ich strecke die Hand aus und berühre ihn. Ich will es so. Ich glaube, noch nie zuvor in meinem Leben wollte ich etwas so sehr.“ Vielleicht klingt es ja auf Englisch weniger kitschig/albern, ich kann es nicht beurteilen. Die Autorin gibt sich so viel Mühe, ein sinnliches Fest für die Leserin zu veranstalten, dass es zu bemüht und nicht natürlich wirkt..
Alles muss wahnsinnig dramatisch sein, wirkt aber lächerlich übertrieben. So hat mir nicht eingeleuchtet, warum die Mutter die Beziehung ihrer Tochter sabotieren musste. Ein bisschen Flugtraining, und darum macht man so ein Theater?
Viele Elemente der Geschichte wirkten auf mich einfach wie gewollt, aber nicht gekonnt. Besonders die ständig wiederkehrenden Schwächeanfälle und Waldbrand mit Junge-Gemälde. Etwas weniger Shoppen und Girly-Talk und dafür mehr Handlungsfortschritt hätten der Geschichte wirklich gut getan.
Positiv muss ich anmerken, dass die Autorin eine gute Mischung aus Humor und Tragik geschaffen hat. Claras Leben hat Hochs und Tiefs, im Laufe des Romans erfährt man ein wenig über die Engel und am Ende kommt sogar richtig Spannung und Tempo in die Sache. Wäre nur der ganze Roman mehr wie die letzten paar Seiten. Insgesamt hätte man wirklich etwas mehr Handlung und Geschwindigkeit einbringen können, aber schließlich sollen es drei Bände werden. So lässt das Ende auch viele Fragen offen.
Fazit
Eigentlich nur ein mittelmäßiger Romance-Fantasy-Roman für Teenies, der mit vielen altbekannten Schemata arbeitet. Viele blasse Figuren, eine etwas langsam vorankommende Handlung und nicht wirklich glänzende Schreibweise, aber immerhin Potential, was die Fantasy-Elemente angeht.