Licia Troisi
Nashira
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»Nashira« von Licia Troisi
Die junge Gräfin Talitha trainiert Schwertkampf, um ein Mitglied der Garde zu werden, während ihre ältere Schwester Lebitha im Kloster lebt. Luft ist ein knappes Gut in Nashira; das von den Priesterinnen in Luftkristallen gespeichert wird. Als ihre geliebte Schwester stirbt und sie deren Platz einnehmen soll, werden Talithas Träume jäh zerstört. Talithas rebellische Ader bewirkt allein, dass der jähzornige Graf in einem Anfall von Tobsucht beinahe ihren Diener Saiph ermordet. So muss das Mädchen mit ihrem Sklaven fortan unter den strengen Blicken der Schwestern bewacht von Soldatinnen an einem Ort voller Einschränkungen leben. Dabei muss sie immer wieder ohnmächtig zusehen, wie Saiph und die anderen Sklaven grausam behandelt werden und selbst immer wieder ungerechte Strafen ertragen.
Die Situation ist unerträglich für Talitha, jedoch gestaltet sich die geplante Flucht als schwieriger als gedacht. Noch dazu entdeckt Talitha, dass die Priesterinnen dunkle Geheimnisse hüten und dass ihre Welt in großer Gefahr schwebt.
Meinung
Die 1980 in Rom geborene Licia Troisi, von Beruf Astrophysikerin, ist bekannt für ihre Drachenkämpferin-Saga und die Schattenkämpferin-Saga. Für mich war dies das erste Buch von der Autorin. Es ist eins von vielen, die als versteckte Reihe daherkommen.
Ausgestattet mit einem Glossar und einer Karte, die erfreulich simpel gehalten ist und einen nicht gleich erschlägt, findet man sich leicht in Troisis Welt zurecht. Im Mittelpunkt steht ein Mädchen mit einem großen Herz und viel Selbstvertrauen, welches einer Welt voller Gewalt, Rassismus und Grausamkeit gegenübersteht. Die linear und zumeist aus Talithas, stellenweise auch aus Saiphs Sicht erzählte Geschichte weiß zu unterhalten mit vielerlei Abenteuern und einer Reise durch exotische Landschaften. Nicht nur ist die Welt an sich bedroht, auch zwischen den Talariten und den versklavten, keinen Schmerz fühlenden Femtiten bahnt sich ein Konflikt an.
Diese Serie ist zweifellos handwerklich gut gemacht, dennoch war ich froh, als ich die letzte Seite erreichte. Was dieses Buch für mich so unspektakulär gemacht hat, waren eine eher altbekannt verlaufende Geschichte und Figuren ohne Entwicklung und Tiefe. Nashira ist eine eigenwillige, sich gerne selbst überschätzende Rotznase mit typischem Weltenretter-Syndrom und der merkwürdigen Angewohnheit, ihren langjährigen Freund „mein dummer Sklave“ zu nennen. Ihr Diener ist zwar besonnener als sie, allerdings aufopfernd bis zur Selbstaufgabe und völlig bar jeder Motivation, etwas an der unmenschlichen Behandlung seines Volkes zu ändern. Sein Volk kenne nichts anderes als das Dasein als Sklave, und es sei gut so, wie es ist. Da möchte man wirklich nur den Kopf schütteln.
An dieser Stelle ein Wort zum Klappentext: Es ist bedauerlich und wird einem Roman nicht gerecht, zu viel vorwegzunehmen. Der Leser wird hier in die Irre geführt, da von stärkeren Gefühlen zwischen den Hauptfiguren noch keine Rede sein kann.
Was die Handlung angeht, scheint Allzu-Vertrautes vorzuherrschen. Junges Mädchen rettet Welt, korrupte Priesterkaste, Kopfgeldjäger, Sklavenrevolte, Patriarchat... Selbst auf kleinerer Ebene finden sich einige Wiederholungen; so werden Saiph und Talitha mehrmals gefangen genommen und müssen sich wieder befreien. Interessant macht den Roman vor allem die schönen Beschreibungen (zum Beispiel der Baumpfade), eine eigene Mythologie und die interessante Gestaltung dieser Welt. Zauber kommt hier zwar nur stellenweise vor, doch liegt nahe, dass Talitha in den folgenden Bänden ihre Fähigkeit verbessern wird und Magie eine größere Rolle spielen wird.
Fazit
Nachdem ich schon einiges im Fantasy-Universum gelesen habe, konnte „Nashira“ mich nicht wirklich begeistern. Auch wenn ich die Fähigkeit der Autorin schätze, ihre Welt zu beschreiben, blieben mir die Figuren zu klischeehaft und die Handlung alles in allem zu vorhersehbar. Jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass jüngere Leser oder solche mit wenig Erfahrung in diesem Genre großes Vergnügen an der Serie finden können.