Chris Wooding Retribution Falls 1
Piratenmond
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»Piratenmond« (Retribution Falls 1) von Chris Wooding
Darian Frey hat es nicht eben leicht gehabt in seinem Leben. Nicht genug damit, dass er als Hallodri, als Lebemann viel zu vielen Frauen schöne Augen gemacht hat, er hat sich zudem die falschen Damen für seine Avancen ausgesucht. Immer wieder war er gezwungen, in letzter Minute reiß-aus zu nehmen, seine Bräute buchstäblich vor dem Altar stehen zu lassen.
Da kam ihm der Krieg so manches Mal ganz recht, konnte er doch als Luftschiffer tief in Feindesland die hartnäckigen Verfolgerinnen und deren Agenten abschütteln.
Am Spieltisch, die Zockerleidenschaft ist eine weitere, seiner vielen Schwächen, gewann er einst in einer Glückssträhne die Ketty Jay, ein mittlerweile heruntergekommenes, aber immer noch taugliches Luftschiff mit dem er und seine Crew mehr oder minder legale Fracht befördern. Wenn es einmal sein muss, versuchen sie sich, wenn auch nicht eben mit großem Erfolg, als Luftpiraten.
Eines Tages bekommt Frey ein Angebot, das zu gut ist, um wahr zu sein. Für eine Summe, mit der sich der Skipper beruhigt zur Ruhe setzten könnte, soll er an einem vorgegebenen Ort eine nur leicht geschütztes Schiff überfallen und seiner kostbaren Fracht berauben.
Dass das gegnerische Schiff beim ersten Beschuss explodiert ist ebenso wenig beabsichtigt, wie dass der Thronfolger sich inkognito an Bord befand.
Man hat Darian Frey und seine Crew hereingelegt, und jetzt ist der ganze Planet auf der Suche nach ihnen. Begleitet und unterstützt von seiner Besatzung, zu der neben einem flüchtigen Dämonologen und dessen Metallgolem, eine scheinbar unsterblichen Navigatorin auf der Suche nach sich selbst, ein versoffenen Arzt, der statt eines Skalpells, wenn gerade keine Flasche Hochprozentigen greifbar ist gerne auch mit einer Pistole um sich schießt, einem schweigsamen Kriegsflüchtling und zwei abgedrehten Begleitpiloten gehören, macht er sich auf, den oder die Schuldigen zu suchen, und kommt einer gigantischen Intrige auf die Spur. Dumm nur, dass er dabei immer wieder auf Verflossene seiner unsteten Libido stößt, deren Unterstützung er benötigt – und die Damen sind nicht eben gut auf ihren früheren Lover zu sprechen …
Chris Woodings ersten Band einer mittlerweile bereits auf vier Titel projektierten Reihe „The Tales of the Ketty Jay“ kann man auf den ersten Blick in das gegenwärtig so angesagte Subgenre des Steampunk einreihen.
In einer fremden, aristokratisch geprägten Welt, verbinden sich Wissenschaft (Maschinengewehre) mit Magie (verzauberte Dolche), von Aerium angetrieben Luftschiffe mit politischen Intrigen und einer klerikalen Kaste, die sich um ihre Pfründe sorgt.
Nun kommt bei diesem Mischmasch unweigerlich die Frage auf, ob das alles überhaupt zusammenpasst, ob eine solch abstruse Kombination nicht unweigerlich in sich unglaubwürdig erscheinen müsste.
Nun, vorliegend ist das genaue Gegenteil der Fall. Das umfangreiche Buch liest sich auf einen Rutsch durch, und besticht dabei insbesondere durch seine markanten Figuren. Diese enthüllen im Verlauf der Handlung jeweils den Dämon, den sie mit sich herumtragen, offenbaren ihre Schicksale und erhalten dadurch ungewöhnliche Tiefe.
Daneben werden aber auch die Jäger der Ketty Jay interessant gezeichnet, gelingt es dem Autor seine Welt, nach und nach mit einer glaubwürdigen Pseudo-Historie auszustatten.
Geschickt mischt er hier intrigante, herrschsüchtige Adelige mit einem verselbstständigten Klerus und dem Flair der „ehrbaren“ Piraten. Angereichert mit einer Prise Hexenjagd auf die Dämonologen, malerisch, bizarren Landschaften und dem Reiz der Leichter als Luft Schifffahrt erwartet den Leser ein spannendes Abenteuergarn ohne großen Tiefgang dafür aber mit Spannung pur.