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Hobb, Robin

Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 1
Der Lohfarbene Mann

  • Autor:Hobb, Robin
  • Titel: Der Lohfarbene Mann
  • Serie:Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 1
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Bastei-Lübbe
  • Datum:00 -
  • Preis:14.90 EUR

 
»Der Lohfarbene Mann« (Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 1) von Hobb, Robin


Besprochen von:
 
Carsten Kuhr
Deine Wertung:
(5)

 
 
Robin Hobb, die auch unter dem Pseudonym Megan Lindholm veröffentlicht, wurde 1952 in Californien geboren. Im Alter von 9 Jahren zog sie nach Fairbanks, Alaska studierte anschliessend an der Universität von Denver und lebt heute in Tacoma, Washington. Bereits während ihrer Studentenzeit begann sie damit phantastische Werke zu publizieren. Mit ihrer Trilogie um Fitz, den Weitseher legte sie auch hierzulande ein allseits beachtetes und hochgelobtes Werk vor. Damals noch als grossformatiges Paperback im Bastei-Lübbe Verlag publiziert - der dritte Teil schloss die herausragende Paperbackedition ab, die später von den Hardcovertitel abgelöst wurde - wechselte sie dann mit ihrer in derselben Welt angesiedelten Saga um die Lifeship- Traders zu Blanvalet. Nun nimmt sie sich erneut des mit der alten, magischen Gabe verfluchten Fitz an. Wieder soll die Chronik drei Romane umfassen. In England und Australien wird der abschliessende Band Ende dieses Jahres erscheinen, in den USA im Frühjahr 2004.
Über 900 Seiten erwarten diesmal den Leser. Es ist schon bemerkenswert, das komplette erste Drittel des Buches wird von den Erinnerungen eines „alternden“ Fitz beherrscht. Die Zeiten, in denen er seinem Monarch als Attentäter diente, als er half, die Drachen zu wecken sind lang vorbei, und fast vergessen. Fitz, der mit Mitte 30 zurückgezogen als Bauer auf einem einsamen Gehöft lebt reminisziert, ein wenig wehmütig, seiner Jugend hinterher. Fast 300 Seiten lang ergeht er sich in Erinnerungen der vergangenen Geschehnisse, die rund 15 Jahre zurückliegen, sinnt über seinen Platz in der Welt nach, wirkt wie ein in sich ruhender, unerschütterbarer Fels in der Brandung. Doch dann, um in der Metapher zu bleiben erreicht eine Springflut Fitz, das Schicksal schlägt erneut zu. Nicht länger kann er sich vor der Welt verstecken, sich bemitleiden, es gilt den verschollenen Prinzen Pflichttreu zu suchen, und rechtzeitig zur geplanten Verlobung, unbemerkt vom Hofstaat, zurückzubringen. Wurde der junge Mann entführt, floh er aus eigenem Antrieb vor den Verpflichtungen als künftiger Monarch? Und wichtiger fast noch, ist er mit der verfemten alten Gabe der Magie geschlagen? Allerorten werden die Menschen, die mit der Gabe ausgestattet sind verfolgt und grausam getötet. Nur Fitz, als sein leiblicher Vater kann mit seinen ungeliebten magischen Kräften die Spur des Verschollenen aufnehmen. Zusammen mit seinem Freund, dem Narr und seinem Geschwistertier, dem Wolf Nachtauge machen sie sich auf die kalte Spur ins Hinterland.

Ich erwähnte es zu Beginn bereits, das erste Drittel des Buches wird von philosophisch angehauchten Erinnerungen eines Mannes in der Midlife-Crises eingenommen - und ist, das ist mehr als bemerkenswert, in keinster Weise langweilig! Die Autorin nutzt diese Kapitel um und den Lesern Fitz wieder ins Gedächtnis zu rufen, aber auch, um uns einen veränderten, gealterten, vielleicht auch weiseren Fitz zu präsentieren. Überhaupt passiert nicht umwerfend viel in diesem Buch. Ein Prinz entfernt sich vom Hof, eine kleine Gruppe versucht ihn zu finden, und stösst auf eine Intrige. Wo andere, weniger überzeugende Autoren in gewaltigen Schlachtengemälden schwelgen, Imperien gegeneinander antreten, Magier ihre Welten aus den Angeln heben lassen, da bevorzugt Hobb eher leise Töne.
Robin Hobb zählt meines Erachtens zu den Besten ihres Fachs, und die kongeniale Übersetzung von Eva Bauche-Eppers trägt weiter erheblich zum Lesevergnügen bei. Ihre humanistischen Charakterisierungen sind tiefgründig und sehr sorgfältig ausgefeilt, ihre Welt und deren Bewohner sowie das Sozialgefüge minutiös durchdacht und auf den Punkt gebracht. So stört es uns dann nicht im Geringsten, dass weltbewegende Konflikte nicht auftauchen, dass Hobb sich auf ihre Menschen konzentriert, ganz im Gegenteil. Sie webt ein überaus dichtes Tuch, in der sie ihre Geschichte um die realistisch beschriebenen Personen und deren Erlebnisse und Entwicklungen verankert. Zunächst wirkt die Lektüre fast ein wenig wie ein Familientreffen mit guten alten Freunden und Verwandten. Doch dann wird uns im Verlauf der Handlung offenbar, dass die Zeit in den sechs Königreichen nicht stehengeblieben ist. Langsam, fast gemächlich aber eben auch solide hinterfüttert entfaltet sich der Plot, die auftretenden Personen agieren stimmig und überzeugend in ihrer sorgfältig durchdachten Welt, die Auseinandersetzungen und Konflikte sind jederzeit nachvollziehbar.
Ein weiterer Punkt, der mir beachtenswert und erwähnenswert erscheint ist, dass die Autorin ohne den scheinbar in den letzten Jahren unvermeidlichen Cliffhanger auskommt. Bleiben die Leser bei vielen der in den letzten Jahren erschienenen Fantasy-Romanen zum Schluss unbefriedigt und hilflos in der Luft hängend zurück, wird die Handlung hier zu einem folgerichtigen Abschluss gebracht, der den Leser erschöpft und befriedigt zurücklässt.
Alles in allem stellte dieses Buch vollauf zufrieden, ein Urteil, das ich in letzter Zeit nur allzu selten fällen konnte. Die handwerklich solide, optisch stimmige Aufmachung der „Bibliothek der phantastischen Literatur“ im Bastei-Lübbe Verlag habe ich ja schon des öfteren gelobt, wenn man zwischenzeitlich auch dazu übergegangen ist die Vignetten in den Ecken des Covers nicht mehr zu prägen, sondern nur aufzudrucken. Dennoch stellt dieses Werk, sowohl inhaltlich, wie auch äusserlich eine Bereicherung für jeden Bücherschrank dar!
 


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